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True love is…

 

…not pain.

…not suffering.

…not disillusion.

…not chaos.

Nein. Wahre Liebe ist vor allem eins: innere Ruhe.

Diese innere Ruhe bringt Menschen dazu, sich mutig in eine Kirche zu stellen und vor ihren Familien und allen anderen Menschen, die ihnen auf dieser Welt etwas bedeuten, vor Gott und dem Universum etwas absolut „unmenschliches“ zu versprechen: sich bis an ihr Lebensende zu ehren, zu lieben, einander treu zu bleiben in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, in guten sowie in schlechten Zeiten. So ein Versprechen können wir nur machen, wenn dieser andere Mensch für uns der „Hafen“ ist, an dem das Bot unseres Lebens endlich angekommen ist und Frieden gefunden hat. Natürlich heiraten viele Menschen aus rationalen oder finanziellen Gründen, aus Sicherheit oder in manchen Kulturen, weil sie von ihren Familien dazu bewegt oder sogar gezwungen werden – von diesen Fällen spreche ich hier nicht. Ich spreche von einem Versprechen aus reinstem Herzen, gebettet auf dem festen Glauben daran, dem Versprochenen für immer treu bleiben zu können. Wir alle wissen ganz genau, dass „für immer“ ganz schön erschreckend ist, „für immer“ ist utopisch und irrational, „für immer“ ist so viel mehr als wir kleine unbedeutende so oft unseren Gefühlen und Instinkten ausgelieferte Kreaturen versprechen dürfen. „Für immer“ ist als wäre man in einem kleinen Boot inmitten des Ozeans…

Und dennoch.

Und dennoch gibt es viele Menschen, die sich vor einander hinstellen, sich an den Händen fassen, aufrichtig in die Augen blicken und dabei keine Angst haben von „für immer“ zu sprechen und zu versprechen. Sie tun es, weil sie innere Ruhe spüren, seitdem dieser andere Mensch ein Teil ihres Lebens ist, weil sie sich in seinen/ihren Armen einfach zu Hause fühlen, geliebt, beschützt, wertvoll, VERSTANDEN. Sie fühlen sich als wären sie ihr Leben lang allein gewandert, bis zu dem Tag, an dem dieser andere Mensch in ihr Leben trat und anfing mit ihnen gemeinsam zu wandern. Sie vertrauen diesem anderen Menschen blind, weil sie spüren, dass diese andere Person leidet, wenn sie leiden und daher alles tun würde, um sie zu beschützen und vor Schmerz zu bewahren.

Anstatt Angst davor zu haben, sich an jemanden zu binden und sich ewig zu langweilen, freuen sie sich auf das Team, in dem sie nun für immer aufgenommen sind, ein Team, welches größer werden wird mit den Jahren und vertrauter. Sie können es kaum erwarten, sich selbst zu entfalten, während sie aus der inneren Ruhe Kraft schöpfen, die ihnen ihre andere Hälfte und die gemeinsame wahre Liebe beschert. Und sie freuen sich auf das gemeinsame Leben, die gemeinsamen Herausforderungen und sogar Probleme, die man zusammen bewältigen kann. Sie freuen sich darauf, gemeinsam die wundervolle Welt zu sehen, bunte Erlebnisse mit einander zu teilen, etwas aufzubauen und ein Zuhause voller Liebe zu erschaffen.

Natürlich bringt all‘ dieses Glück auch Verlustängste und Sorgen mit sich, denn das Leben ist kein Kinderspiel: Probleme, Streit, Eifersucht und auch mal Leid wird es geben.

Dennoch weiss ich jetzt für mich, dass Schmerz, Leid, Ernüchterung und Chaos nicht „wahre Liebe“ bedeuten, sondern ganz einfach, dass zwei Menschen sich entweder nicht genug Lieben und daher unvorsichtig mit den Gefühlen des anderen umgehen anstelle die Seele des anderen mit allen möglichen Mitteln, als wäre es die eigene, zu beschützen, oder aber, dass sie einander trotz Liebe einfach nicht verstehen können, so sehr sie es sich auch wünschen mögen, sodass sie daran verzweifeln und zerbrechen.

Wahre Liebe dagegen ist innere Ruhe. Glasklares Quellwasser aus den blauen Bergen.

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Liebe vor Stolz? 

Liebe Leser,

es tut mir leid, aber ich muss wieder über IHN schreiben, den jüngeren Bruder meiner vermeintlichen grossen Liebe, Tristan. Diese Liebe ist verflossen und es ist nicht übrig geblieben. Nichts, ausser der verzweifelten und aktuell so ziemlich einseitig scheinenden Zuneigung für den besagten Bruder.

Ich habe noch nie zuvor etwas ähnliches für eine Person gespürt, der ich sexuell niemals auch nur ansatzweise nahe war. Ich kann mir das was ich fühle absolut nicht erklären, aber mir ist bewusst, dass mich dieses Gefühl von Innen zerreisst. Ich verzweifle langsam und winde mich in meiner Sehnsucht nach seiner banalen Präsenz hin und her. Ich versuche tagein tagaus eine Lösung zu finden, auch wenn ich leise befürchte, dass es diese aktuell schlicht nicht gibt und auch in Zukunft nicht geben wird. Doch egal wie aussichtslos das alles sein mag, ich kann diesen Menschen nicht aufgeben, niemals. Ich vergesse meinen Stolz für ihn. Eigentlich sollte man für keinen Menschen dieser Welt seinen Stolz vergessen. Ich vergesse meinen Stolz für ihn.

Ich lebe nun so ziemlich genau zwei Monate ohne ihn. Als wir noch zusammen wohnten, war es stets furchtbar, ihn mal ein paar Tage nicht sehen zu können. Um ehrlich zu sein vermisste ich ihn bereits innerhalb der Stunden, die wir beide wochentags auf Arbeit verbrachten und das obwohl wir im Laufe jedes Arbeitstages immer wieder bei WhatsApp texteten und einander E-Mails von unseren Arbeits-Accounts schickten. Ein Mal verabredeten wir uns sogar zum Mittagessen und das obwohl wir ca. 20 Minuten von einander entfernt arbeiten. Auf der riesigen London-Karte schien die zu überwindende Entfernung lächerlich. Wir arbeiteten also „ganz in der Nähe“ von einander, das reichte uns als Grund für ein gemeinsames Mittagessen vollkommen aus. Es war uns natürlich schon bewusst, dass wir uns an dem Tag dieses Lunch-Dates am Morgen und auch wieder am Abend sehen würden, trotzdem machten wir zusätzlich noch einen Treffpunkt um die Mittagszeit aus. So trafen wir uns dann tatsächlich in der Mitte der Luftlinie zwischen unseren beiden Büros, am Ausgang einer Tube-Station, an die ich mich nicht mehr erinnere. Wir beide waren zuvor noch nie dort gewesen und verstanden auf Anhieb, dass es sich ohne Frage um die absolut beschissenste Gegend zum Mittagessen in ganz London handelte, aber das war nun mal wo wir uns trafen und eigentlich war es egal wo wir waren und was wir aßen. So nahmen wir beide unabhängig von einander die Tube und stiegen jeweils ein Mal um, liefen nach Ankunft eine halbe Stunde gemeinsam herum, um ein Restaurant zu finden, aßen dann schließlich irgend etwas relativ genießbares in einer heruntergekommenen aber überteuerten Brasilianischen Kneipe und machten uns anschließend beide auf den Rückweg, um dann nach einer insgesamt zweistündigen Abwesenheit beschämt auf Arbeit aufzutauchen. Bitte versteht mich nicht falsch, liebe Leser, dieses Treffen war rein freundschaflicher Natur. Ich kann es dennoch nicht leugnen, dass ich absolut süchtig danach war und gleichzeitig große Schwierigkeiten damit hatte, ihm tief in die Augen zu schauen, vorallem wenn wir allein waren. Was er fühlte und dachte wird mir wohl für immer verborgen bleiben.

Auch diesen Song schickte er mir mal. Die Message traf mitten ins Herz: 

So schaffte ich es tatsächlich, ihn zu vermissen, während ich mit ihm in einer WG wohnte und täglich mehrere Stunden mit ihm verbrachte. Der Moment an dem er nach Hause kam war magisch. Ich erkannte ihn an dem Geräusch, das seine Schlüssel verursachten als sie energisch in die gläserne Schüssel im Korridor geworfen wurden. Dieser Sound löste bei mir stets leise Euphorie aus. Gleich danach rief er jedes einzelne Mal laut und „rauchig“ zwei Worte in die Wohnung hinein: „EEEEEEEY SVEEEEET“. Und dieses Lächeln, das jedes Mal sein wunderschönes Gesicht umspielte, wenn er mich sah…einfach unbezahlbar. Bitte stellt euch nun vor, als was für eine Ewigkeit mir diese zwei Monate im Vergelich zu den üblichen paar Stunden vorgekommen sein müssen. Es tut so weh, mir fehlen die Worte, um zu beschreiben wie sehr.

Ich hatte ihn nach seiner damaligen Ansage für einige Zeit in Ruhe gelassen, aber irgendwann war ich betrunken und die Sehnsucht überkam mich. Ich shrieb ihm, er antwortete sofort. Wir hatten eine belanglose Konversation, in der wir einander mehrfach fragten, wie es uns geht. Ich erklärte euphorisch, dass bei mir nun alles top sei und er gab zu, dass er zwar „okay“ sei, jedoch nur für den Gedanken lebe, wieder nach Brasilien zu fliegen. Ich sagte viel mehr als er und am Ende ebbte die Konversation einfach ab. Der Moment, an dem er mir zurückschrieb gab mir wieder Hoffnung und ich glaube genau deshalb komme ich jetzt nicht mehr klar. Ich habe mich seit dem mehrfach erniedrigt, in dem ich ihn nach einem Treffen fragte, auch noch mit konkreten Ideen. Meine Nachrichten wurden empfangen und gelesen, zurück kam jedoch nichts. Zudem gab es ja auch noch diese E-Mail, von der ich euch bereits berichtet hatte…

Heute erreichte ich den Gipfel der Würdelosigkeit und rief ihn mit unbekannter Nummer an…Gott sei dank nahm er nicht ab.

Liebe Leser, bitte sagt mir was ich tun soll? Ich muss damit aufhören mich bei ihm zu melden, aber ich kann es einfach nicht lassen. Ich weiß mit 100%-tiger Sicherheit, dass ich für ihn innerhalb des letzten halben Jahres einer der wichtigsten Menschen war. Er stellte mich seinen Kindheitsfreunden und Arbeitskollegen zu deren großem Schock als „beste Freundin“ vor. Ich bin mir sicher, er könnte nicht anders, als mich zu umarmen und wieder mein bester Freund zu werden wenn ich auf ein Mal vor ihm stehen würde. Aber er will es offensichtlich einfach nicht dazu kommen lassen…

Was zur Hölle soll ich nur tun? Würdelosigkeit steht niemandem gut…es ist schäbig. Er muss mich mittlerweile für eine schwache armselige Person halten.  Ich habe überlegt, ihn einfach bis Weihnachten in Ruhe zu lassen und dann spontan anzurufen und mich mit ihm zu treffen. Was haltet ihr von der Idee? Was würdet ihr an meiner Stelle machen? Wie ist es für euch, Liebe vor Stolz oder Stolz vor Liebe? Ich kann einfach nicht anders als meinen Stolz zu vergessen. Begehe ich damit vielleicht einen schrecklichen Fehler und verliere ihn dadurch immer mehr? Stolz bei Seite. Sollte ich mir nicht vielleicht doch die nachfolgende Weisheit zu Herzen nehmen…?

„Wenn du etwas liebst, lass es los. Wenn es zu dir zurückkommt, gehört es dir für immer. Wenn es nicht zurückkommt, hat es dir nie gehört.“

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THE BRO CODE…

Wäre das echte Leben doch nur ein wenig mehr wie „How I met your mother“, dann hätte ich viel weniger Probleme. Wieso können Robin und Barney zusammen sein nachdem Ted und Robin ein Paar waren und Robin Ted’s Herz brach? Wieso können sie wohlmöglich sogar heiraten und wie zum Teufel können sowohl Robin und Ted, als auch Ted und Barney weiterhin Freunde bleiben? Warum existiert der verflixte BRO CODE und wieso macht er mir das Leben so verdammt schwer? Ich muss mich mal wieder für meine Sprunghaftigkeit sowie für das Chaos in meinem Kopf und Herzen entschuldigen… Da schreibe ich ein ganzes Jahr lang nichts und komme auf ein Mal mit ganz anderen neuen Problemen an, die kein Mensch in der Lage sein kann zu verstehen… Ich folgte vor genau einem Jahr kurz nach meiner Ankündigung „I want. I will.“ tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken meinem Herzen: Nach nur einem Monat in der neuen gemeinsamen Wohnung verabredete ich mich mit Reza nach der Arbeit telefonisch auf ein Date im Freien mit dem Vorhaben unserer Beziehung und Wohngemeinschaft noch am gleichen Tag ein Ende zu bereiten. Gesagt, getan. Ich habe diese Wohnung seit dem nur noch ein einziges Mal einen Monat später betreten, um alle meine Sachen mitzunehmen. Vielleicht beschreibe ich dieses ganze Dilemma um Reza bei Gelegenheit mal… Schon einen Monat später fiel ich Niall voller Überwältigung am Flughafen London Gatwick in die Arme und als sich unsere Lippen berührten wusste ich, dass ich alles richtig gemacht habe – zumindest aus genetischer Perspektive. Körperlich gesehen sind wir das absolut perfekte Dreamteam. Seine orientalisch-rassigen geheimnisvollen Wurzeln aus Tausend und einer Nacht gepaart mit der britischen Stämmigkeit, Kraft und Markantheit bringen mein Blut in Sekundenschnelle in Wallung. Er ist der beste Sexualpartner, den ich jemals erleben durfte, ich könnte Monate lang nur von seinem Geruch und dem Geschmack seiner Lippen leben, außerdem scheint eine Umarmung von uns beiden als hätte man unsere Körper millimetergenau auf einander abgestimmt „gebaut“. Ich könnte ewig nur von diesen Dingen schreiben…ich sollte definitiv im Sinne aller weiblichen Leserinnen dieses Blogs auf dieses Thema zurückkommen in naher Zukunft! Auch jetzt ein Jahr später bin ich mir immer noch sicher, dass der „Move“ Reza zu verlassen und mich Niall zu widmen richtiger nicht  hätte sein können. Dieser Move hat dazu geführt, dass ich fünf Monate später nach London gezogen bin, weitere 2,5 Monate später meinen Traumjob gefunden habe und nun in einer Londoner WG mit drei Männern lebe: meinem seit September offiziell festen Freund Niall, seinem Mitarbeiter Tom und seinem leicht jüngeren Bruder Tristan… Fangfrage: Was passiert, wenn man eine Beziehung führt, die zu 88% auf Genetik basiert, und man auf ein Mal fassungslos feststellt, dass diese wunderbaren Gene nicht nur an einen Mann dieses Planeten verteilt wurden, sondern ebenfalls in einer – unglaublicher Weise – sogar optimierten Version an einen zweiten Mann…?

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Reisende soll man nicht aufhalten.

Lieber Leser, liebe Leserin,

mir ist klar, dass du nach meinen beiden ersten Einträgen verwirrt sein musst. Bitte entschuldige. Ich habe dich in meinem ersten Beitrag in eine Geschichte hineingeworfen, dir diese jedoch nicht mal annähernd zu Ende erzählt, anschließend habe ich dir von einem aktuellen Impuls berichtet, den du noch nicht in der Lage bist einzuordnen. Du sehnst dich nach ein wenig Struktur und Chronologie – ich werde mir Mühe geben dir diese zu bieten, versprochen…

Damit du nicht denkst, dass ich hier völlig strukturfrei unterwegs bin und ohne System, Erklärungen oder Rückblicke drauflosschreibe, werde ich in diesem Beitrag damit beginnen, dir zu erzählen wie alles begann – ich bediene mich hierfür der allwissenden Erzählperspektive.

Es war ein mal ein Mädchen, das gleich nach ihrem ordentlich abgeschlossenen Studium auf Fernreisen ging, um sich selbst zu finden (und auch ein Bisschen um sich endlich von ihrer langjährigen Ex-Beziehung zu lösen). In einem fernen warmen Land war sie lange auf sich allein gestellt, lernte aber auch viele tolle Menschen kennen mit denen sie über kurz oder lang zusammenwohnte, lachte, tanzte, um die Wette schwamm, geheime Inseln ausfindig machte und viel Alkohol aus farbenprächtigen Eimern konsumierte. Dieses realitätsferne Leben gefiel ihr so sehr, dass sie spontan beschloss, sich anstelle von einem Monat gleich für ein Jahr von ihrer Heimat fernzuhalten. Inspiriert von einer fröhlichen Gruppe junger Männer, buchte sie einen One-Way-Flug in ein noch ferneres Land und sollte schon bald einen ihr zuvor noch fremden Kontinent bestaunen dürfen. Bevor sie jedoch in das Flugzeug steigen konnte – 3 Tage NACH dem Erhalt der Flugbestätigung und 3 Tage VOR der Abreise, stieß ihr etwas recht unerwartetes zu. Ausgerechnet nachdem alle Freunde, Bekannte, Lückenfüller und Partylöwen die Insel und/oder das Land verlassen hatten, stand der Geburtstag unserer Protagonistin an. Hierfür entschloss sie sich allein zu der zuvor besuchten Insel zurückzukehren. Gesagt, getan. Sonne, Strand, Ozean, fremde alte Casanovas mit Bart, Träumen, Musik in den Ohren, ein Geburtstag ohne Freunde, Bekannte, Lückenfüller oder Partylöwen, ein paar Tränen, teuere Telefonate nach Hause, ein wenig Skype, kurze „happy b-day-SMS“, geschockte E-Mails, vermissende Ex-Partner, streuende Hunde, Palmen, Wein. Und wieder Strand. Ein Mann wie aus dem Bilderbuch ganz nah. Das Schicksal brachte sie durch die Frage nach einem Feuerzeug (Gott sei Dank rauchte sie damals noch!), ein paar höfliche, kommunikationsfreudige Engländer und schließlich durch die Tatsache, dass es keinen gab, der sich hätte aufgeregt, als das Mädchen sich am Strand von ihm wegsetzte – aus dem einfachen Grund, dass sie dort ganz allein rumsaß – zusammen. Sie blickten sich in die Augen. Sie hatten perfekte 18 cm Größenunterschied. Beide mehr und weniger Grün in den Augen, beide den gleichen leckeren Farbton der Bräune, den gleichen Bildungsgrad, ausgebildet für so gut wie die gleiche Branche, beide voll integrierte Bürger ihrer unterschiedlichen Länder mit mehr und weniger exotischen ausländischen Wurzeln, beide kurz zuvor mit dem Studium fertig, beide frisch von einer langen Beziehung geschädigt, gleich alt, gleich schön, gleich witzig, gleich tiefsinnig, beide Träumer, Verrückte, Exzessive, Romantiker, Freaks, Weirdos, Seelenverwandte. Liebe oh Liebe oh Liebe. So nahm alles äußerst schnell seinen – möglicherweise von einem am Abend zuvor von ihr beobachteten riesigen fallenden Stern prophezeiten – Lauf; sie verbrachten 3,5 Tage und 2 Nächte mit einander. Unter den wachenden Augen der Sonne erbauten sie gemeinsam Bierdosentürme, kommunizierten mit und vorallem ohne Worte, zeichneten einander ihre Beziehungshistorie auf Papier und stocherten tief in den Augen des anderen versunken in sämtlichen asiatischen Gerichten herum.

So fing alles an. So entstand Anfang 2010 die plötzliche Sehnsucht in Richtung London…die mehr als fünf Jahre anhalten sollte.

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I want. I will.

Heute mal ganz entschlossen?!

Wenn man etwas will, dann sollte man es sich verdammt noch mal holen. Wieso sich ein Leben lang Regeln aufstellen? Regeln, die in keinem Buch geschrieben sind, sondern lediglich in den verwinkelten Windungen eines Hirns vorzufinden sind – dort haben sie 29 Jahre lang gedeiht und geblüht und nun machen sie mir das Leben schwer. Warum gibt es diese Regeln und wer hat gesagt, dass sie richtig sind und mir gut tun?

Die ganze Zeit höre ich ein leises Flüstern irgendwo aus Richtung Herz „Ich will nach London fliegen, ich will mich auf einen Kaffee mit ihm treffen. Ihm in die Augen gucken, einfach begreifen, was da war, ist und sein kann.“ Aber anstatt einfach zu meinem Freund zu gehen und ihm zu sagen „Pass mal auf, ich möchte nach London fliegen und mich mal mit Niall unterhalten unter vier Augen. Ich weiß, dass es nicht schön ist und dass es dir keinen Spaß machen wird, hier auf mich zu warten. Aber ich möchte es gerne tun und ich muss es tun. UND ich muss akzeptieren, dass irgendwann auch du so einen heiklen Wunsch hegen könntest, den ich dann natürlich ebenfalls gewähren müsste. Wenn du mir vertraust, dann weißt du, dass ich dir treu sein werde“, sitze ich Tag für Tag allein auf sämtlichen Bänken, weine, quatsche alle meine Freunde voll und mit meinen Tagebüchern könnte ich bereits locker eine Dorfbibliothek voll ausstatten.

Dabei könnte alles so einfach sein. Die einzigen Regeln, die es in Beziehungen wirklich gibt, sind Treue, Ehrlichkeit und Respekt – es steht nirgendwo, dass man seine verflossenen Lieben nicht in der Öffentlichkeit treffen sollte. Möglicherweise ist es sogar um einiges verwerflicher, hinter dem Rücken des Partners über einen anderen Mann zu quatschen und zu heulen, vor ihm jedoch so zu tun, als sei alles in Ordnung, während man innerlich verreckt, weil man sich fragt, ob man nicht doch noch Gefühle für seinen Ex hat.

London ich komme?!

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Boys oh boys.

Ich bin ein seit einem Jahr und vier Monaten fest vergebenes 29-jähriges „Mädchen“ und ich habe ein Problem oder auch eine Herausforderung, mit der ich mit Sicherheit nicht alleine bin. Alle von uns Nicht-Mehr-Kindern waren bereits in einer Beziehung, fast alle in mehr als nur einer und da die Beziehungen es so an sich haben, dass sie oft in die Brüche gehen, mussten wiederum die meisten eine Trennung durchstehen, wobei der eine oder andere das Ende der besagten Beziehung (wie vielleicht ich bald) seinen eigenen Zweifeln oder Taten zu verdanken hatte. Es gibt tatsächlich die Möglichkeit, dass meine Beziehung in die Brüche gehen könnte, weil ich Gefühle für zwei Männer gleichzeitig habe, für zwei Männer die unterschiedlicher kaum sein könnten. Mit dem einen bin ich seit 19 Monaten zusammen und den anderen habe ich seit 19 Monaten nicht mehr getroffen. Nun bin ich an dem Punkt, an dem ich mich frage, ob ich vielleicht mit dem einen nicht mehr zusammen sein und den anderen wiedersehen sollte. Kurz zu den beiden Objekten meiner unbeständigen Begierde… Stellen wir uns beide gemeinsam am Strand vor – wobei wir klar davon ausgehen, dass diese beiden Personen niemals Freunde sein würden, sodass sie auch nie gemeinsam am Strand vorzufinden wären. Der eine – nennen wir ihn mal Reza – würde sich sein ordentlich zusammengefaltetes mit neunzig Grad und viel Weichspüler gewaschenes Handtuch sorgfältig hinlegen und sich vorsichtig darauf setzen, stets bemüht den Sand nicht zu berühren und Sandkörner von dem feinen Tuch fern zu halten. Die erste halbe Stunde würde er sein Trikot, mit einem dem Schweiss entgegenwirkenden Unterhemd darunter, anbehalten. Der andere – ich taufe ihn auf den Namen Niall – würde sein Handtuch auf seinen T-Shirt freien Schultern zum Strand transportieren und dieses lässig auf den Boden werfen und sich daneben fallen lassen. Er würde den Sand durch seine Hände rieseln lassen und entspannt die Augen schließen, dabei vielleicht etwas summen. Wenn beide beschließen würden ins Wasser zu gehen, dann würde Niall einfach reinrennen und wegkraulen, und sich dann irgendwo in der Tiefe auf den Rücken treiben lassen. Reza jedoch würde eine umfangreiche Prozedur über sich ergehen lassen, bevor er sich dem Wasser nähern würde. Er würde sich sorgfältig Ohrstöpsel in den Ohren präparieren, eine Badehaube anziehen und natürlich auch seine Schwimmbrille mitnehmen, anschließend sich strategisch rundum befeuchten und dann losschwimmen, um sich eine Stunde lang systematisch dem Schwimmsport in allen seinen Facetten zu widmen, konsequent ohne Unterbrechungen. Ich könnte noch zahlreiche Vergleiche aufführen und das werde ich im Verlauf dieses Blogs auch, aber es geht hier nicht explizit um die beiden Männer mit allen ihren Pros und Cons. Es geht viel mehr um die Fragen, die ich mir selbst stelle, um mich selbst zu verstehen und mich richtig zu entscheiden. Ich möchte es vermeiden, dass ich einem Impuls – so stark dieser auch sein mag – nachgehe und mein Leben umschmeisse und am Ende begreife, dass der Impuls tatsächlich lediglich ein Impuls war und das alles nicht wert. Somit werde ich meine Problematik erörtern, wie man es in der Schule oder im Studium gelernt hat – oder so ähnlich. Lieber Leser, bitte lasse dich von meinem (an dem heutigen sonnigen Tag) humorvollen Umgang mit dieser Situation nicht täuschen: Das Thema ist mir ernst, es liegt mir buchstäblich am Herzen. Ich versuche dennoch meine Lage mit Humor zu sehen, so oft es eben geht. Auf geht’s.

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