Get the feeling: Ne-Yo – Miss Independent
Okay, alle guten Vorsätze und Diätpläne bei Seite, ich habe es mal wieder auf die Spitze getrieben: Ich habe ironischer Weise anstatt abzunehmen deutlich zugenommen. So wie ich gerade aussehe, habe ich Angst, Leuten die mich schlank kennen auf der Straße zu begegnen! Wenn mein Ex-Freund mich zum Beispiel so sehen könnte, dann würde er sofort aufhören mir hinterherzuträumen und sich gehässig ins Fäustchen lachen.
Vielleicht kennt ihr dieses Gefühl tiefer Betroffenheit, wenn man den Schock in den Augen des Gegenübers wahrnimmt, den Schock ausgelöst von unserem Anblick.
Abnehmen ist ein Kampf und es ist kein leichter Kampf, sondern ein Kampf um Leben und Tod. Wer mir etwas anderes erzählen möchte, der kann nach Hause gehen. Off you go! Der einzige vergleichbare Kampf des tauglichen Lebens, den viele von uns bestreiten, ist Aufhören zu rauchen. Das ist genau so schmerzhaft, aber wenigstens relativ ‚linear‘ durchzuführen, während eine Diät deutlich komplexer ist und viel mehr Auseinandersetzung mit dem Thema sowie Wissen von dem Betroffenen abverlangt. Dennoch, Droge ist Droge, ich würde Essen definitiv ohne jegliche Zweifel als Droge bezeichnen.
Es ist Wochenende und ich habe Zeit, Zeit vor dem Spiegel stehen zu bleiben. Ich stelle mich gerade hin und schaue mich direkt an. Ganz plötzlich betrachte ich mich mit fremden Augen, anstelle das übliche ‚automatische‘ Bild zu sehen, welches sich aus meiner Selbstwahrnehmung und der Liebe zu mir selbst über mein gesamtes bisheriges Leben hinweg zusammengesetzt hat.
Ich schaue meine Beine an und sehe, dass meine Knöchel aufgequollen sind, insgesamt sind meine Beine viel breiter geworden und es scheint kaum mehr einen Zwischenraum zu geben. Der doch so begehrte Zwischenraum… Auch meine Arme haben sich zum Schlechteren entwickelt, meine Schultern sind rund und das Fleisch meiner Arme geht über meine Schultern hinaus. Ich ziehe mein T-Shirt hoch und blicke hinunter auf meinen Bauch. Ich presse ihn heraus und drehe mich zur Seite… Ich sehe eindeutig schwanger aus, „Das geht so nicht weiter“, sage ich zu mir selbst. Sogar meine Hände sind rundlich und meine Kieferlinie hat sich verabschiedet… Traurig ist auch, dass mein eigentlich so praller Hintern flacher geworden ist, da ich ihn nicht mehr trainiert habe… Ich bin dabei alles zu verlieren, das ich mir vor 1.5 Jahren so hart erarbeitet hatte, als ich endlich in der besten Form meines Lebens war.
Kürzlich ist mir aufgefallen, dass das Sexleben mit meinem Freund leicht eingeschlafen ist… Ganz klar wird er weniger angetörnt wenn er mich entblößt sieht, es ist nun mal so, dass sich das was er zu sehen bekommt verschlechtert hat und nun eindeutig weniger attraktiv ist. Klar haben wir noch Sex, aber er springt mich weniger an, denn visuelle Reize sind unfassbar wichtig, vor allem für Männer. Ich selbst fühle mich viel träger, fauler. Unbeweglich.
Essen macht so verdammt glücklich und ich liebe es, aber ich liebe es mehr AUFREGEND zu sein und ein AUFREGENDES Leben zu haben! Verdammt, manchmal denke ich, dass ich es eh nicht mehr können werde abzunehmen…es scheint so extrem schwer, vor allem ohne richtigen Sport mit meinem verletzten Knie…
Meistens will ich einfach nur den Arbeitstag überleben und zufrieden sein. Dabei habe ich keine Lust zu hungern. Zu hungern um dann irgendwann nach tagelangem, wochenlangem, MONATELANGEM Leid etwas schlanker zu werden, um es dann schlussendlich genießen zu können.
Ich weiss nicht, warum ich keine Motivation mehr habe, auf mich selbst zu achten…
Wird es die glückliche, ruhige, zufriedenstellend Beziehung sein? Wieso ist es so verdammt schwer, die Motivation zu finden, auch innerhalb einer Beziehung attraktiv und aktiv zu bleiben? Es sind doch wir, ganz gleich ob in einer Beziehung oder Single? Wieso glauben wir, dass wir top fit sein müssen, um einen Partner ‚an’s Land zu ziehen‘, doch auf der anderen Seite ist es uns scheiß egal, wie ranzig wir aussehen, wenn wir unser Leben mit jemandem teilen, den wir lieben? Das kann doch einfach nicht richtig sein! Und doch scheinen wir alle dieses ganz bestimmte Verhalten an den Tag zu legen.
Ich muss eine Lösung finden, ich muss aufhören zu Essen, meine wunderschöne Figur wiederfinden und wieder ich selbst sein. Ich muss einfach. To do: Go back to stunning.