Love, Personal Challenges, Relationship

Prinzipien sind sexy.

Während ich die Serie Dawson’s Creek „bindge“, muss ich mich zwangsläufig mit den einzelnen Charakteren auseinandersetzen. Wenn ich mir speziell die Frauen anschaue, dann fällt mir auf, dass die Serie durchaus subtil ein Ranking der Wertigkeit aufstellt. Joey steht definitiv ganz oben in der Liste, wenn es darum geht, welches Mädchen am „wertvollsten“ beziehungsweise begehrenswertesten und unvergesslichsten ist.

Um die Liebe von Joey dreht sich das Leben unzähliger Männer. Pacey liebt Joey von Anfang an und bis zum bitteren Ende und würde sein Leben für sie geben, sogar bei den ganzen Errungenschaften seiner Karriere stellt seine unsterbliche Liebe zu Joey die Hauptmotivation dar und das, obwohl er nach der Beziehung mit ihr mit einer Reihe von anderen Frauen schläft und einige Freundinnen hat, für die er tiefe Gefühle hat. Auch Dawson liebt Joey sein ganzes junges Leben lang, er erhebt sie auf ein Podest der Perfektion, Reinheit und Einzigartigkeit. Alle seine filmischen Werke haben seine Liebe zu Joey als Inhalt oder zumindest Motivation. Sogar der absolute Casanova und unverbesserliche Fremdgeher Charlie zeigt bei Joey zum ersten Mal seine zarte, romantische Seite und singt unter ihrem Fenster Serenaden, um einen Platz in ihrem Herzen zu ergattern. Er geht sogar so weit, dass er bereit ist seinen größten Traum, die Amerika-Tournee mit seiner Band abzusagen, um an ihrer Seite bleiben zu können. Und auch Eddie sieht schließlich in Joey die Liebe seines Lebens, die ihm die Kraft gibt einen besseren Menschen aus sich zu machen und endlich für seine Träume und Ziele zu kämpfen.

Warum ist also die sehr schöne aber gewissermaßen auch unscheinbare und vielleicht sogar etwas langweilige Joey, die größte Herzensbrecherin der ganzen Serie? Und wieso kann keine andere Frau, wie z.B. die wunderschöne leidenschaftliche Jen oder die verrückte heiße Audrey ihr auch nur annährend das Wasser reichen?

Joey sagt nein. Öfter als ihr selbst gut tut oder lieb ist. Joey lässt die Männer warten, arbeiten und verzweifeln. Joey ist schwer zu bekommen und noch schwerer zu halten. Joey schläft nicht gleich mit den Männern. Joey ist ein Rätsel für sie, vielleicht weil sie es sogar für sich selbst ist. Joey ist sehr hübsch, aber wirkt so, als ob sie es nicht weiß. Joey ist sexy, aber spielt nicht mit ihren Reizen, zumindest nicht bewusst. Joey ist klug, vielseitig interessiert, gebildet und erfolgreich, aber gibt nicht damit an, ist sogar bescheiden. Joey macht vieles instinktiv richtig, wenn es darum geht Männer in sich verliebt zu machen. Hauptsächlich dadurch, dass sie sich ihnen entzieht. Denn Männer lieben die Jagd. Wenn sie eine Frau jagen, für sie kämpfen müssen, dann erhöht sich deren Wert in ihren Augen. Und Joey muss man jagen, denn Joey rennt immerzu weg vor allen Männern, vor allem aber vor sich selbst. Mann könnte sagen: Joey hat Prinzipien. Und Prinzipien sind sexy. Oder etwa nicht?

Prinzipien haben damit zu tun, seinen eigenen Wert zu kennen, unbeirrt seinen ganz eigenen Weg zu gehen. Nicht zu glauben, dass das gesamte persönliche Lebensglück von einem Mann oder einer Beziehung abhängt. Frauen die nicht so wirken, als ob sie um jeden Preis einen Freund brauchen, sind genau die, mit denen Männer zusammen sein wollen. Weil diese Frauen sie nicht in ihrer eigenen Freiheit einschränken und sich nicht von ihnen abhängig machen.

Es wäre schön im Laufe meines Lebens mehr und mehr so eine Frau sein zu können, nicht aus der Vorstellung heraus, sondern aus dem tiefen Vertrauen in die Welt und vor allem in mich selbst. Und nicht zuletzt wegen der Liebe, die ich ausstrahle und mir selbst zu geben in der Lage bin. Eine Liebe die genug ist, eine unerschöpfliche Quelle des Lichts.

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BeGIERde

Ach J, mein süßer J. Gerade habe ich eine Nachricht gelesen, die damals von dir kam. Ein paar kleine winzige Worte, solch kleine unbedeutende Worte, doch ich erkenne die Handschrift deiner Seele sofort und irgendetwas zieht sich in mir zusammen, während meine Seele sich gleichzeitig ausweitet und anfängt zu fliegen.

Ja, wie es aussieht liebe ich dich immer noch, werde dich immer lieben verdammt. Du warst meine erste richtige richtig große Liebe. Es war alles so einfach, bis wir es kompliziert gemacht haben. 

Du warst alles, was ich je wollte, bzw. habe ich alles, was ich je wollte in dich projiziert. 

Ich habe mir jahrelang den Kopf darüber zerbrochen, ob das echt war, ob es Liebe war, mich gefragt, was Liebe ist. Ich habe hin und her überlegt, ob es nur Illusionen waren, ob es einseitig war, ob es real war, oder vielleicht doch nur eine meiner kleinen großen Phantasien. 

Es ist eigentlich scheiss egal was es war oder wie man es nennt. 

Das beste Wort, das mir einfällt, um zu beschreiben was wir hatten ist  Magie… oder auch Chemie… Funken, Licht, Energie. Eigentlich war es genau das, wonach wir Menschen uns alle sehnen, dieser Moment, in dem man fühlt, dass man fühlt, dass man existiert und vor Energie explodiert, um jeden Preis leben will, einfach nur um weiter fühlen und leben und lieben zu können. 

Ich würde dafür töten, wieder so zu fühlen wie damals, als ich in deinen Armen lag, als wir uns küssten, als wir voller Gier miteinander schliefen, den Duft des anderen einsaugten, als hänge unser Überleben davon ab. Ich war so verliebt, so erregt, so verrückt nach dir. Ich wollte stundenlang schreien, dass ich dich liebe, dass du der tollste, schönste, wildeste Mann dieses ganzen Universums bist. Ich hätte dich am liebsten in einen Käfig gesetzt und dich gemalt. Ich habe dein Haar gekämmt als du in dieser Badewanne lagst und du sahst so sexy aus, so schön, so männlich. Alles was du gemacht hast, machte mich wahnsinnig. Ich wollte dich mit keinem Menschen teilen, nur für mich haben. Dich aufessen, dich heiraten, tausende Kinder mit dir machen. Schreien, dass du perfekt bist, dass ich den tollsten, geheimnisvollsten, interessantesten Typen auf diesem Planeten in meinem Arm habe. 

Dich einfach nur anzuschauen war so perfekt, ich habe deine wilden Haare vergöttert, diese geilen wilden Haare, wie Tarzan. Und dieser Unterkiefer, der etwas zu weit vorne war, und der dich irgendwie noch tierischer, sexier machte. Du sahst wie ein Urmensch aus, der sich am Tag in Businessklamotten steckt und nachts sich endlich wieder König in seinem Jungle ist. Mit mir als seine Göttin, seine Jane. 

Und gleichzeitig warst du ein edler britischer Aristokrat, der Schwarzweißfilme liebte und mir Marlon Brando Szenen vorspielte. Jemand, der Liedtexte ganz genau analysierte. So redegewandt, so intelligent, so präsent. 

Ich suchte so viele Jahre lang, nach Doppelgängern von dir, um ein Stück von dir wieder bei mir zu haben. Doch keiner von ihnen war wie du, und doch fand ich zum Teil für kurze Zeit Ruhe. 

Ich suchte nach diesem wilden, kranken Gefühl, nach diesem Zähneknirschen, dieser Lust, dieser Sehnsucht, diesem Feuer, dieser zehrenden Gier. Nach jemandem, der besessen von mir, von meiner Seele, von meinen Augen, von meinem Körper ist, genau wie du. Der mich ebenso vergöttert, mich allen anderen Frauen vorzieht, mich will zu jeder Tages- und Nachtzeit, absolut den Kopf verliert bei einem einzigen Gedanken an unsere Leidenschaft, an unsere Liebe. 

Ich lebe mein Leben und suche immer wieder genau nach diesem Zustand, nach diesem Gefühl. Ich zünde andere Seelen an, ich zünde mich an, ich hoffe, ich versuche und ich verlasse, ich verlasse alles was mir dieses Feuer nicht geben kann. Ich bin ständig auf der Lauer nach diesem einen Gefühl, nach dem Stillen dieses tiefen Bedürfnisses. Die Droge deiner Liebe, ist schlimmer als jedes Heroin. Es verfolgt mich, es frisst mich von innen auf, ich werde niemals von ihr loskommen. Ich werde immer wieder alles aufs Spiel setzen, um sie zu kosten. Manch einer könnte denken, es ist ein Fluch, dass ich diese Droge probiert habe. Aber ich sage, sie ist es alles wert. Genau in diesem Moment lebt es in uns. Dieser Moment ist das, wofür wir leben. 

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Personal Challenges, Relationship

Sei kein Chamäleon.

Note to Self: In der Lage zu sein, dich an unterschiedlichste Situationen und Menschen anzupassen ist großartig. Noch beeindruckender ist es jedoch, sich zu trauen, du selbst zu bleiben, ganz unabhängig davon, was passiert oder wer dir gegenüber steht. Aber was ist dieses „du selbst“ eigentlich?

Die Ausgangssituation ist wie folgt:
Ich bin 33 Jahre alt, komme ursprünglich aus der Ukraine und bin seit ich 8 Jahre alt bin hier in Deutschland, vor Kurzem habe ich 4 Jahre lang in London gelebt und gearbeitet, was quasi bedeutet, dass ich zwei Immigrationen hinter mir habe (eine unfreiwillige und eine aus eigenen Stücken). Meine Eltern sind einfache Menschen aus dem Mittelstand. Sie sind Akademiker, die sich jedoch in ein Land begaben, dessen Sprache sie bis heute nicht vollends beherrschen. Gleichzeitig sind sie Künstler, deren Arbeit zum Teil auch sozialer Natur ist.

Ich war ein Kind das mit 5 Jahren lesen konnte und die Schule liebte – na ja zumindest bis zur 7. Klasse, wo ich dann cool sein musste um endlich Freunde zu finden. Ich hatte in meinem Leben so ziemlich jedes Hobby – Lateinamerikanischer Turniertanz, Salsa, Zumba & Ballett, Theater, Singen, Basketball, Malen, Tae Kwon Doe, Boxen, Schwimmen, Eiskunstlauf, Kreatives Schreiben, Fitness, Klavier & Gitarre und so ziemlich alles, was man sich sonst noch vorstellen kann.

Ich habe bereits eine Menge erlebt, würde ich mal behaupten; ich bin in unterschiedlichste Länder (vielleicht so an die 30) gereist und habe dort einiges an Abenteuern hinter mich gebracht mit Menschen verschiedenster Altersgruppen, diverser Kulturen und Religionen.

Meine Freunde, die sich mittlerweile so ziemlich auf dem gesamten Globus verteilt haben, sowie meine verflossenen Lieben und ehemalige Partner stammen so ziemlich aus allen Kulturen dieser Welt. Mensch ist Mensch, und meiner Meinung nach je farbenfroher und gemixter desto besser. Ich spreche Deutsch, Englisch, Russisch und Italienisch fließend, verstehe Spanisch, Französisch, Ukrainisch und kann Worte und Sätze in Iranisch, Türkisch, Arabisch…

Ich habe mir meine Freunde und meine Partner nicht nach dem Gehalt ihrer Eltern  oder der Größe ihrer eigenen Brieftasche ausgesucht. Und ich muss sagen auch nicht nach ihrem Gesellschaftsstand oder ihrer „Klasse“. So war ich sowohl mit einem absoluten Genie zusammen, der meherere Universitätabschlüsse hat und jetzt eine riesige Business Analytics Abteilung leitet und wahrscheinlich 100.000 Euro verdient, als auch mit einem Hauptschüler, der jetzt bestenfalls Chefkellner in einem italienischen Durchschnittsrestaurant ist. Meine große Liebe hatte Abitur und jobbte damals bei Media Markt. Die Familien meiner Männer hätten nicht unterschiedlicher sein können. Vom Alter her gab es ebenfalls von 5 Jahre jünger bis 5 Jahre älter usw., ich habe halt einfach stets auf den Menschen geachtet und nicht auf die Stats drumherum. Auch meine Freunde sind so ziemlich alles, was man sich so vorstellen kann…Architekten, Projektleiter, Unternehmensberater, Hausfrauen und Mütter, Lehrer, Unternehmer, Ärzte, Künstler, Sozialarbeiter, Studenten oder auch mal Hartz V Empfänger mit Einkommen von 20.000 bis über 100.000 Euro jährlich.

Ich bin ursprünglich Christlich Orthodox, meine Eltern arbeiten jedoch in einer Evangelischen Kirche, die Eltern von meinem Vater sind Katholisch, ich bin mit russischen Juden und Moslems aufgewachsen. Ich kenne Koscher und Halal, kann Sunniten, Schiiten, Aleviten unterscheiden und habe Freunde jeder dieser drei Glaubensrichtungen des Islams. Meine eigene Beziehung zu Religion ist recht frei und offen, ich glaube an Gott, an das Universum, an die Weisheit jeder der Religionen und gleichzeitig stehe ich organisierter Religion kritisch gegenüber. Buddhismus ist ziemlich cool, sicherlich eine Religion von der man sich einiges abgucken könnte.

Ich habe an einem konservativen Charlottenburger Gymnasium mein Abitur gemacht, aber die meinsten meiner Freunde gingen ab auf das OSZ. Ich habe lange Zeit in Moabit und Kreuzberg gelebt, mit Leuten vom Halleschen Tor abgehangen, habe wie eine Tussi geredet und mich angezogen, während ich mit 19 jedes Wochenende im Havanna feiern war.

Ich habe an einer privaten Universität Kommunikationsmanagement studiert, wo einige der Kids von deutschen und internationalen Internaten kamen. Sie haben mich ab und zu mal liebevoll Ghettokeule genannt, während meine Freunde mich auslachten, weil ich mir von meinen Kommilitonen („den Zugezogenen“) mehr und mehr den Stuttgarter Dialekt abguckte.

Anschließend folgte dann eine achtjährige Karriere in der Kreativbranche und im Marketing unterschiedlicher Agenturen und Firmen. In den 5 Agenturen hatte ich meist mit intellektuellen, kreativen und fähigen Leuten zu tun. Auf Kundenseite im Marketing kam es auf die Industrie an…in der Fashionindustrie eher mit hippen internationalen Kids, in der Yachtindustrie mit Kindern reicher Eltern oder mit produktiven britischen Mittelständlern, in der Hotelindustrie eher mit konservativen Angestellten. Ich habe in Deutschland und England gearbeitet und war auf Geschäftsreisen in USA, Montecarlo, Holland und in sämtlichen deutschen Städten und per Skype sicherlich in weiteren 10 Ländern.

Und nun zur Problemstellung:
Jedes Mal wenn ich in einer Beziehung oder einer Freundschaft bin, oder auch wenn ich neue Leute kennenlerne, bin ich ein verfluchtes Chamäleon! Ich nehme es mir nicht vor, ehrlich, sogar ganz im Gegenteil, aber es passiert einfach ganz automatisch, dass ich mir sogar unterbewusst das ganz bestimmte ICH (mit den relevanten Erfahrungen etc.) herauspicke, welches in der entsprechenden Situation am idealsten passt und ich färbe mich direkt mal in die Farbe dieses ICHs. Dabei blende ich den ganzen anderen doch recht vielfältigen „Mist“ aus, somit bin ich dann mit dieser bestimmten Person von dem Punkt an dieses eine ICH, anstatt dieses viel zu widerlich facettenreiche ICH zu sein, welches ich doch eigentlich bin.

Meist passiert das alles wenn ich mich einer Person überlegen fühle und verhindern will, dass ich sie/ihn mit dem ganzen Quatsch einschüchtere, so schalte ich 80% von dem Gedönst aus, wobei ich mich jedoch wie eine Heuchlerin fühle und es frühestens ein großes Problem gibt, wenn wir dann gemeinsam einer Person oder einer Gruppe begegnen, bei der ich mehr als nur 20% von mir benötige…CLAAAASHHHH

Andererseits kann es ebenfalls sein, dass ich mich einer Person unterlegen fühle oder einfach der Meinung bin, dass die Person aus einer gehobeneren Gesellschaft  kommt als ich und mit ein paar der Welten, die ich kenne nicht vertraut ist und vielleicht auch sein will. In so einem Fall schließe ich automatisch den Teil von mir ein, der ins Havanna ging und manchmal ausversehen ein leichtes „isch“ anstatt „ich“ sagt, und dessen Vater manchmal die Suppe schlürft weil sie doch angeblich so unerträglich heiß ist. Und übrig bleibt nur das gebildete ICH, welches die Welt gesehen hat und eine top Karriere hinlegt…

Und wenn es dann mal eine Person ist, die zwar ungefähr auf dem selben „Level“ zu sein scheint, jedoch keine Soziale Schizophrenie aufzuweisen scheint…dann reduziere ich mich prophylaktisch einfach mal auf ca. 40% von mir, einfach nur um nicht zu nerven und für ein Bisschen Simplicity zu sorgen. Wenn ihr diesen Beitrag bis hierher gelesen habt, versteht ihr warum…es nervt einfach und kommt beschissen arrogant rüber, wenn man doch ach so vielfältig ist oder so rüberkommt, als wäre man es gern (wobei man es doch – KEIN SCHEISS – aufgrund von seinem crazy Leben einfach mal wirklich ist).

Ihr wollt euch gar nicht meine Geburtstage vorstellen…ich habe mich schon mein Leben lang gefragt, wie es bitte geht, dass Menschen Cliquen haben, in denen alle Leute einfach mal gleich drauf sind? Symbiose und so…<3 von wegen.

Und die Lösung?
Okay, vielleicht ist es ja tatsächlich eine Art Sozialer Schizophrenie, oder so? Macht ihr das auch so? Ist es normal, sich zu verstellen und zu reduzieren und ein fucking Chamäleon zu sein? Wenn nein, was wäre dann die Alternative, bittesehr? Was wäre denn, wenn ich selbst nicht wüsste wer oder was ich bin…ich kann nämlich alles sein…ICH BIN ALLES?! Und wenn ich selbst nicht weiß, wer ich bin, wie finde ich dann einen Partner, der zu mir passt, bei dem ich ICH SELBST sein kann, dieses „Ich selbst“, welches es doch gar nicht wirklich gibt…?

Ich glaube dieses doch recht komplexe Problem lässt sich so einfach nicht lösen, aber zumindest war der Artikel doch ganz hilfreich zur Reflektion des Problems. Wahrscheinlich werde ich ab heute aufhören mich selbst dafür zu verurteilen, dass ich einen auf Chamäleon mache, denn es scheint so, als ob ich tatsächlich ein Chamäleon bin. Wieso dann nicht einfach zu allen meinen Farben stehen. Wem es zu bunt wird, der kann gehen. Oder, was sagt ihr?

 

 

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General, Personal Challenges, Relationship

Er und sie.

Er betrat das Apartment und schaute sich sofort wild um. Wo war sie bloß? Er konnte sie weder sehen noch hören. Jedes Mal wenn er von der Arbeit kam, durstete es ihn ihn, danach mit ihr zu sprechen, zu lachen, sie einfach anzusehen. Fast jedes einzelne Mal bekam er sie auch tatsächlich zu Gesicht, und das sofort nachdem er die Tür aufmachte. Schon während er seinen Schlüssel im Schlüsselloch drehte, rief er ihren Namen, eigentlich ihren Spitznamen, seinen persönlichen Spitznamen für sie. Nur er nannte sie so.

Und immer war sie sofort da als er ihren Namen rief. Mal schaute sie hinter einem Türrahmen hervor, mal stürmte sie aus dem Schlafzimmer heraus, oder drehte sich um während sie Karotten schnippelte. Jedes Mal war ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht wenn sich ihre Blicke trafen. Ein wunderschönes Lächeln. Fast schon zauberhaft oder magisch.

Was er an ihr fand, das wusste er nicht so recht… Sie war anders, irgendwie verstörend anders, täglich zog sie ihn mühelos in ihren Wahn. Sie war übernatürlich optimistisch und teilweise nahezu euphorisch über die kleinsten Dinge. Ihre Lebensfreude und Leidenschaft war wie eine Epidemie.

Immer wenn sie vor ihm stand, schien sie glücklich zu sein, oder zu werden. Er wusste nicht so recht, ob er der Grund für ihre immerwährend gute Laune war, doch er konnte sich auf ihre leuchtende Laune immer verlassen. Es sei denn, er war da.

Wenn er da war, konnte man sich auf absolut nichts mehr verlassen. Dann passierte es auch schonmal, dass sie bitterlich weinte, oder stumm und verlassen in der Ecke saß und leblos die Wand anstarrte. Alles hatte doch so gut mit ihnen angefangen…

Noch nie hatte er eine Frau einen Mann so verehren sehen, so sehr lieben, sich um ihn dermaßen aufopferungsvoll kümmern. Diese Selbstlosigkeit, die sie ihm entgegenbrachte, bereit alle seine skurrilen Wünsche zu erfüllen, war fast schon pervers. Und der Vollidiot schätzte diese wundervolle Frau nicht. Wie konnte er nicht sehen, was für ein Goldstück er dort vor sich hatte, mit aller Liebe in seine Richtung gewandt, einem offenen Herzen, stets mit warmem Essen auf dem Tisch. Die Art wie sie ihn bemutterte war altmodisch und zu viel, und doch wünschte er sich selbst nichts sehnlicher als ebenfalls so viel kostbare Aufmerksamkeit von einer Frau zu bekommen. Wenn er bloß könnte, dann von eben dieser Frau. Diese Wärme war genau das war er brauchte, das wonach er schon immer vergeblich gesucht hatte. Doch die Wärme galt nicht ihm, sondern ihm allein.

Er selbst kam sich vor wie ein unsichtbarer Beobachter, der versuchte so gut wie möglich sein eigenes Leben zu meistern, während er tagein tagaus unmündig und hilflos zuschauen musste, wie diese beiden Menschen dort ihre sogenannte Liebe lebten.

Auch er wollte Liebe, doch nicht so, und nicht um jeden Preis. Sie liebten und vergötterten sich, na ja, sie liebte ihn definitiv mehr als er sie… Und dann stritten sie und alles schien verloren, bis er sie in ihr Schlafzimmer zerrte und sie ein paar Stunden später mit gesenktem Blick, doch lächelnd wieder herauskam. Er selbst war wie ihr Kind, das unter dem Streit und Frust zwischen der Eltern litt und plötzlich mit schlechten Noten nach Hause kam. Nur dass er kein Schüler war, sondern verantwortlich für dreizehn Mitarbeiter in einer angesehenen Firma. Und doch war er nur ein kleiner Junge, der sich nichts sehnlicher wünschte, als das Mädchen seiner Träume aus den Klauen seines Rivalen zu befreien. Aus den Klauen seines Bruders. Seines drei Jahre älteren Bruders. Seines einzigen Bruders.

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Love, Relationship

Gemeinsam einsam?

Beziehungen sind eine große Herausforderung.
Ich glaube Menschen die Beziehungen „perfekt beherrschen“ (wer kann das schon, aber dennoch) wissen wie man gleichzeitig gemeinsam aber auch unabhängig von einander Lebensfreude generiert. Fast mein gesamtes Leben lang hatte ich mich immer auf meine Beziehungen oder auf Männer in die ich verliebt war verlassen bei der Generierung meiner Glückshormone. Außer wenn es um Sport ging…vor allem um das Tanzen. Der Tanz war vom ersten Augenblick an meine große wahre Liebe, eine Liebe die nie nachließ oder aufhörte zu existieren. Mit 33 Jahren bin ich nun am Punkt angekommen, wo ich verstehe, dass man nicht alles Glück der Welt von seiner Beziehung allein erwarten kann, man ist für seinen mentalen Zustand primär selbst verantwortlich. So weit so gut.

Nun bin ich in der seltsamen Situation, dass ich aus London wieder zurück nach Berlin gezogen bin vor fast einem Monat und freiwillig eine Fernbeziehung zwischen mir und meinem Freund kreiert habe, mit dem ich bald 3 Jahre zusammen sein werde. Ihr erinnert euch vielleicht an meinen 4.5-Jahre jüngeren Freund, der es noch zu früh findet zu heiraten und eine Familie zu gründen…?

Nun sitze ich hier und versuche zu verstehen was in mir vorgeht. Ich fühle mich oft leer und einsam wenn ich alleine bin und dann bin ich doch glücklich, dass ich endlich Zeit für mich habe. Am Anfang habe ich so oft es geht versucht mich mit Freunden zu treffen, die in mir Glücksgefühle wecken und mit denen ich Spaß habe, doch ich habe gemerkt, dass ich mich zu sehr an sie klammere und unbewusst versuche die permanente Präsenz meines Freundes in meinem Leben durch andere Menschen zu ersetzen. Auch habe ich festgestellt, dass diese Menschen hier natürlich ihre eigenen Leben zu leben haben, sodass ich mich nicht auf sie so sehr verlassen kann, wie man sich auf seinen Partner normalerweise im täglichen Leben verlässt. Es musste also etwas anderes her, bei dem ich nicht auf eine bestimmte Person angewiesen bin…

So bin ich wieder zum Tanzen zurückgekehrt. Und ich muss sagen, es fühlt sich wundervoll an. Während ich tanze vermisse ich nichts und niemanden, die Welt ist perfekt. 

Okay, ich bin also nun in der Lage unabhängig von meiner Beziehung Lebensfreude zu generieren. Und nun? Ich frage mich an dieser Stelle wofür ich meinen Freund denn dann überhaupt brauche? Was ist der Grund für uns unsere Leben mit einander zu verbinden?

  • Eine gemeinsame Zukunft wäre ein guter Grund für den Erhalt einer Beziehung, doch wie schon erwähnt denkt mein Freund nicht wirklich an Zukunft, er lebt eher in den Moment hinein. Wir planen keine Kinder, keinen Hauskauf und keine Heirat. Seine Familie ist sehr kulturell und er kann ihnen nur eine Frau vorstellen, die er vor hat zu heiraten. Nach fast drei Jahren habe ich seine Eltern nicht getroffen und es scheint ihm nicht wirklich etwas auszumachen, dass er mit ihnen nicht über mich sprechen kann.
  • Es ist andererseits auch nicht so, dass wir mit einander Pferde stehlen und jeden Tag als wäre es der letzte auskosten. Wir gehen selten auf Reisen und haben auch unterschiedliche Vorstellungen vom perfekten Urlaub. Ich liebe den Ozean und könnte ständig ans Meer und er würde am liebsten gar nicht erst ins Wasser. Ich bin ein viel leidenschaftlicher und abenteuerlustigerer Mensch als er und auch sehr viel mehr wissbegierig. Mir fällt es schwer an einem Punkt stehen zu bleiben, ich will mich stets weiterentwickeln und aus festen Strukturen ausbrechen. Er dagegen erwartet und braucht nicht viel um glücklich zu sein, seine Welt ist perfekt auch wenn er über Jahre in der gleichen festen Struktur bleibt ohne großes Feuerwerk der Gefühle, solange er sich entspannen kann und es keine Probleme gibt.
  • Ich kann nicht wirklich sagen, dass wir Seelenverwandte sind und einander etwas geben können, wonach wir unser Leben lang vergeblich gesucht haben und es schlussendlich bei einander gefunden haben. Wir verstehen uns sehr gut, sind immer für einander da und haben den gleichen Humor. Er ist ein extrem gutherziger und positiver Mensch mit dem es Spaß macht Zeit zu verbringen, aber es versetzt mich in Ektase wenn wir mit einander sprechen oder über das Leben philosophieren. Wir sind sehr unterschiedliche Menschen: Ich bin sehr emotional und stelle eine Verbindung mit anderen Menschen meist über Verletzlichkeit her wobei ich mich selbst mitteile und meist beobachte wie der andere Mensch sich öffnet. Er dagegen ist jemand der im Leben viel unerfahrener ist und noch gar nicht wirklich Herzschmerz erfahren hat. Wenn er mit anderen Menschen eine Verbindung herstellt ist es oft einfach durch Fragen stellen (was meist sehr gut ankommt auch wenn dadurch kein tiefes Band entsteht, dennoch fühlt sich der Mensch immer extrem wertgeschätzt) oder über alltägliche Themen und Small Talk. Ich glaube auch, dass er das was mich am meisten ausmacht nicht so liebt wie er es sollte…mein Temperament, meine Leidenschaft, mein Feuer. Und genau so schätze ich ihn als die Oase der Ruhe die er ist vielleicht nicht in dem Ausmaß in dem er es verdient. Er will mich ruhiger und ich will ihn feuriger, doch leider sind wir nicht bei „Wünsch Dir Was“ und man kann und sollte die Essenz eines Menschen nicht ändern.
  • Und schlussendlich, die Liebe. Wir lieben uns, respektieren, schätzen und unterstützen uns. Wir sind harmonisch mit einander und behandeln uns sehr gut. Es gibt keine schrecklichen Dramen und kein hysterisches Weinen bis 4 Uhr morgens, keine Verzweiflung und keine Gewalt. Aber das Gefühl, dass mein Freund mich als die Frau seines Lebens sieht, habe ich leider nicht. Und ich selbst kann einfach nicht anders, als mich zu fragen, ob das denn schon alles ist? Und ich glaube wenn es „The One“ ist, dann denkt man eher „Lieber Gott, bitte nehme ihn mir nicht weg bis wir uralt sind!“ anstatt des Gedankens „Und das ist es nun bis an unser Lebensende?“.

Ich habe wirklich erwartet, dass wenn ich aus England weggehe unsere Gefühle sich überschlagen werden und ich Nachrichten voller „Ich liebe dich und brauche dich, die Welt ist nicht lebenswert ohne dich!“ und vielleicht auch „Ich vermisse es dich zu berühren, ich bin ständig so erregt und kann nicht aufhören an dich zu denken!“ erhalte. Jedoch muss ich sagen, dass dies nicht in dem Ausmaß eingetroffen ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe nun einen Freund in einer anderen Stadt mit dem ich weder über unsere Zukunftsträume reden kann, noch über das Leben philosophieren kann und auch keine Pläne zum Pferde stehlen schmiede.

Was denkt ihr, liebe Leser? Was ist euer Rat an mich?

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Love, Relationship

Lalalalaliebe.

Ich sitze hier und versuche ein Buch über Liebe zu schreiben. Ein Buch, das die (vermeintliche) große Liebe meines Lebens beschreibt und dem Leser Hoffnung auf große überwältigende Gefühle einhaucht. Ich bin davon überzeugt, dass ich ein Buch schreiben muss und werde. Dennoch habe ich panische Angst davor nicht die richtigen Worte zu finden oder vielleicht sogar vergessen zu haben wie es sich wirklich anfühlt zu lieben. Vielleicht habe ich sogar den Glauben an die große Liebe verloren… (Ich muss zugeben es fühlt sich nicht richtig an so etwas zu sagen während man seit zwei Jahren in einer glücklichen Beziehung ist. Nun, so ist es wohl mit dem Schreiben: etwas das absolut „politisch korrekt“ ist hat kaum literarischen Wert und ist oft einfach mal langweilig.)

Okay, was wäre wenn man diese „krassen“ Gefühle der Liebe nur empfinden kann, wenn wir zwar mit dem Objekt unserer Begierde in Berührung gekommen sind, jedoch eine Beziehung nicht zu Stande kommt sodass wir uns nach ihm oder ihr verzehren ohne ihn oder sie „besitzen“ zu können? Dann wäre jedoch dieses ganze Streben nach einer festen Beziehung absurd ― denn an dem Punkt an dem wir ihn oder sie endlich „unser“ nennen können, müsste uns theoretisch all‘ diese Magie abhanden kommen. Vielleicht liegt darin auch der Grund für den leichten Hauch von Langeweile den ich aktuell in meiner Beziehung verspüre…da ich meinen Schatz sicher habe. So scheine ich es ja mit meiner vermeintlichen Liebe des Lebens genau richtig gemacht zu haben mit unserem ständigen hin und her über fast acht (!!!) Jahre. Meine Mutter sagt Liebe dauert ca. zehn Jahre…yay, only 2 more years to go! 

Heute morgen las ich mit dem Ziel mich zum Schreiben zu inspirieren weiter in meinem Buch „Kein Wort mehr über Liebe“ und schmiss es nach einer Stunde entnervt in die Ecke meines Schlafzimmers (oder hätte es gern getan, wenn es kein eBook gewesen wäre). Ich habe nicht das geringste Bedürfnis meine kostbare Lebenszeit damit zu verschwenden, über irgendwelche alten Säcke (sorry) zu lesen, die einst nicht aus wahrer Liebe geheiratet haben und sich nun nach zwanzig Jahren und zwei Kindern wundern, dass ihnen nun mit 60 Jahren und grauen Schläfen jemand begegnet, für den sie ― oh Wunder ― echte Liebe empfinden. Oder haben sie doch nur in all den Jahren als Muttis heißen dreckigen Sex vermisst? Sad. Zum Glück bin ich noch keinem Mann mit Freudentränen „Ich will-schreiend“ um den Hals gefallen…so kann ich mir genau überlegen wen ich heirate und mich davor bewahren mich für jemanden zu entscheiden, den ich mit dem Nächstbesten betrüge während meine Kinder friedlich zu Hause schlafen. Verzeiht meinen Zynismus.

Was ist Liebe eigentlich, verdammt noch mal? Und wieso ― auch wenn wir nicht wissen was Liebe eigentlich ist und woher sie kommt ― können wir sie dennoch erkennen wenn wir sie in einem Film wie „Tatsächlich … Liebe“ sehen? So oft in meinem Leben habe ich mir meinen Kopf über Liebe zerbrochen. Viel zu oft.

Wenn wir lieben fühlt sich alles besonders an, jeder Blick und jede Berührung sind magisch, elektrisierend. Unser Herz schlägt schneller, wir schämen uns ihm oder ihr in die Augen zu schauen.

Vielleicht hat meine Mutter Recht wenn sie sagt, dass man jemanden gar nicht lange kennen muss, um zu wissen, dass man sein Leben mit diesem Mann verbringen wird mit Freude seinen Kindern das Leben schenken wird? Und dennoch habe ich nur zwei Mal in meinem gesamten Leben zu bestimmten Momenten der jeweiligen Beziehungen gedacht, dass ich sofort Ja sagen würde, ohne Zweifel. Dies war jedoch aufgrund der verrückten Gefühle, die sie beide in mir auszulösen vermochten und nicht wegen unserer Kompatibilität als Paar.

Geht es vielleicht tatsächlich primär um das Gefühl, welches die andere Person in uns auszulösen in der Lage ist? Ist dieses Gefühl wohlmöglich unser einziger verlässlicher Barometer? Auch wenn jede Liebe mit der Zeit weniger wird, kann die Erinnerung an dieses erste Gefühl in unserer Erinnerung weiterleben und von Zeit zu Zeit vielleicht auch wieder aufgerufen werden? Es ist uns bewusst, dass dieses unbeschreibliche Gefühl nur wenige besondere Menschen in uns auslösen können, wir verstehen dass Liebe rar ist. So können wir die Entscheidung für eine Hochzeit auch 50 Jahre später noch nachvollziehen, jedes Mal wenn wir uns an das Feuer der Leidenschaft zu Beginn der gemeinsamen Geschichte zurückerinnern.

Was mir missfallen hat an dieser vermeintlichen ‚Liebe meines Lebens‘: Wenn es wirklich die ‚Liebe unseres Lebens‘ gewesen wäre, dann hätte er mich nicht am Ende gebeten zu gehen. Simple.

Ich weiß nicht, ob mein jetziger Freund die Liebe meines Lebens ist, aber eins ist sicher: Mein Verflossener ist es nicht, auch wenn ich ihn tatsächlich vom ganzen Herzen geliebt habe, vom ganzen Herzen. Die Liebe war rein von meiner Seite und ich habe alles gegeben, ihm Millionen von Chancen gegeben, gekämpft, geweint, das Land gewechselt.

Wenn ein Mann eine Frau liebt, dann kämpft er um sie, dann lässt er sie nicht gehen, dann rennt er nicht vor ihr weg, stattdessen ruft er sie an, schreibt ihr, tut alles um sie an seiner Seite zu behalten. Mein Gefühl war stets, dass es zwischen uns einseitig ist und so war es wahrscheinlich auch.

Und vielleicht fällt es mir so schwer dieses Buch über „wahre Liebe“ zu schreiben, weil ich tief in meinem Herzen weiß, dass auch wenn animalisch gesehen wir wie für einander bestimmt waren, die Liebe von seiner Seite nicht stark genug war, nicht echt genug, sonst hätte er gekämpft um mich wie ein Mann, der mein wertvolles Herz verdient.

 

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Love, Personal Challenges, Relationship

Drei Minuten…

Ich schrieb ‚Hi‘ und fragte was er so mache. Er antwortete ‚Hi babes‘ und teilte mir mit, dass er auf der Weihnachtsfeier seiner Arbeit sei. Schicksalshafter Weise in einem Pub exakt DREI Fußweg Minuten von meinem Standort (meinem Zuhause!) entfernt. Es stand nicht zur Debatte ob wir uns sehen, es wurde bereits für uns entschieden. Fast DREI lange Jahre hatten wir uns nicht gesehen, und nun standen wir uns auf dem nächtlichen Weg direkt an der Themse gegenüber. Verändert hatte sich nicht viel…außer dass Hass und Verbitterung verflogen waren. In unserer gemeinsamen Vergangenheit von bald acht Jahren gab es nur DREI Tage an denen wir uns sahen, jedoch nicht küssten; der Tag an dem wir uns in Thailand auf Koh Phi Phi das letzte Mal sahen und er im Wasser vor mir weggerannt ist, der Tag an dem ich vor fast drei Jahren sein Zuhause verließ nachdem er mit mir Schluß gemacht hatte und am gestrigen Abend. Vom ersten Tag an sind wir wir gewesen, und wir waren nur wir, wenn wir so nahe wie möglich bei einander waren, eng umschlungen. So nah und doch so fern zu sein fühlte sich an, als würden wir gegen die Gesetze der Natur verstoßen, als würden wir das Universum verpöhnen. Das Treffen dauerte nicht lang, ganz plötzlich rannte ‚Cinderella‘ davon, um den letzten Zug zu bekommen, vorher noch schnell die Einladung in den Raum werfend ‚Come with me‘. Im Endeffekt tat er alles, um es bei nur zwei Tagen ohne Kuss zu belassen – er fragte, ob wir bei mir zu Hause bleiben könnten (was ich verneinte), er lud mich ein mitzukommen (was ich ihm abschlug) und er versuchte mit beim Abschied vergeblich zu küssen (ich drehte meinen Kopf instinktiv schon vorher weg).

Jetzt ist er wieder aus meinem Leben verschwunden. Mein Wunsch gemeinsam die Themse zu sehen ist nun endlich in Erfüllung gegangen. Und als wir auf dem Weg zur Bar an meiner Wohnung vorbeigelaufen sind, mussten wir kurz hinein, um mein Aufladekabel mitzunehmen, was dazu führte, dass er meine Wohnung gesehen hat. Eine Minute lang war er Teil meiner Welt; er sah mein Schlafzimmer, mein Wohnzimmer und meine Terrasse an der Themse. Wenn ich hinausblicke, sehe ich ihn vor meinem inneren Auge immer noch dort draußen stehen.

Auch wenn ich mir von unserem Widersehen zahlreiche Antworten erwartet hatte, bleibt nur eine einzige Wahrheit zurück: Solange einer von uns vergeben ist (in diesem Fall ich), haben wir nichts bei einander verloren, egal was wir vielleicht noch fühlen, egal wonach wir uns vielleicht noch sehnen, egal wie anziehend wir uns vielleicht noch finden und ganz egal was jemals zwischen uns war und potentiell wieder sein könnte. Die Magie die zwischen uns war kann nur inmitten absoluter Freiheit wiedergeboren werden, wenn wir uns gemeinsam gleichermaßen von der Klippe der Sicherheit stürzen, wenn wir uns berühren und den Moment voll auskosten ohne jegliche Garantie für den nachfolgenden Tag oder die kommenden Jahre zu beanspruchen. Wir müssen bereit sein für den Augenblick der größten Freude anschließend wieder alles zu verlieren…

These violent delights have violent ends. And in their triumph die, like fire and powder, which, as they kiss, consume.

Ob wir uns jemals wieder berühren werden steht in den Sternen, in Lichtjahre entfernten Galaxien. Der Plan, den das Universum mit mir vorhat ist mir vorerst verborgen. Solange ich nicht ganz genau weiß, welcher Weg zu ‚bis dass der Tod uns scheidet‘ führt, weiche ich lieber nicht von meinem jetzigen Weg ab. Ich werde den Menschen, den ich JETZT liebe, aus vollem Herzen lieben und schauen, wohin uns das führt.

The sweetest honey is loathsome in his own deliciousness and in the taste confounds the appetite. Therefore love moderately. Long love doth so. Too swift arrives as tardy as too slow.

Weise Worte…wobei ‚love moderately‘, das ist doch ein Widerspruch in sich?

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Love, Personal Challenges, Relationship

„Liebe des Lebens“ 2010 – 2017 (Fakten, keine Interpretationen) — Part 2

Get the feeling: If I Ever Feel Better – Phoenix

Februar 2010

8 — Ein paar Wochen später hatte ich noch immer nicht aufgehört an J zu denken. Verzweifelt versuchte ich mit Hilfe meines Marketingwissens verrückte Eroberungspläne auszuhecken. Ich hatte gar keine Lust in Australien zu bleiben, es war unerträglich und kann mir absolut sinnlos vor, ich überlegte wann ich wohl frühstens zurückkönnte ohne wie ein Vollidiot dazustehen. Ich hatte mich immer noch getraut J auf Facebook als Freund hinzuzufügen, bisher hatte ich lediglich seine unendlichen zügellosen Fotos angeschaut und bin auch auf verliebte Pärchenschnappschüsse mit „Quadrat“ gestoßen, er hatte ihr sogar ein eigenes kleines Fotoalbum gewidmet. Es schien nicht all zu lange her gewesen zu sein. Wir waren beide wohl erst kurzfristig single. Irgendwann kam ich nicht mehr drumherum mit meinen zahlreichen Hostelmitbewohnern zu sprechen, vor allem in der Küche beim gemeinsamen Kochen konnte ich ihnen nicht entfliehen. Ein paar Franzosen sprachen mich an, wir kochten gemeinsam, aßen gemeinsam, gingen Party machen und wurden Freunde. Einer von ihnen hieß Ben, halber Franzose und halber Italiener, ich sprach Italienisch mit ihm und er verfiel mir von Anfang an völlig. Nach J war mir alles egal, im Vergleich zu J war Ben ein Witz, ein Witz mit einem sehr guten Herzen. Er war der Einzige in dem Hostel, der mir nicht egal war und ich konnte ihm vertrauen. Er war mittelmäßig hübsch, mittelgroß, unerfahren, hatte funkelnde Augen und rauchte viel zu viel.

9 — Plötzlich stellte es sich heraus, dass Ben und sein bester Kumpel vor hatten schon in ein paar Tagen mit einem 55-jährigen Mann aus Alaska runter nach Melbourne zu fahren, dieser wollte auf dem Weg seinen Sohn in Sydney einsammeln. Ich brauchte nicht lange nachzudenken und sagte, dass ich dabei sei. Der Weg war ein klasse Abenteuer, auf dem Ben und ich immer mehr Zeit mit einander verbrachten in Autos, in Zelten, am Lagerfeuer, an verlassenen Stränden. Ich hatte ein wenig Angst vor unserem seltsamen Freund aus Alaska und rückte immer näher an Ben, um bei ihm Schutz zu suchen. Irgendwann rückte ich nah genug ran, um zu spüren, dass in einem signifikanten Punkt er J doch das Wasser reichen konnte. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Jedes Mal als ich es mir nicht entgehen ließ waren meine Gedanken bei J.

10 — Als wir in Sydney ankamen war er in mich verliebt und ich endlich bereit J auf Facebook hinzuzufügen. Ben kannte die ganze Gesichte, natürlich konnte ich sogar bei ihm nicht aufhören davon zu reden, was ihn wohl ziemlich fertiggemacht haben musste. Ich ging ins Internetcafé und fügte ihn hinzu. Ich schrieb ihm eine ellenlange Nachricht, in der ich ihm ohne jeglichen Filter mitteilte wie ich mich gefühlt hatte, als er mich am Ende wie Luft behandelt hatte. Ich erwähnte den Brief und fragte ihn ob er ihn überhaupt gelesen habe. Er meinte, er würde meine Freundschaftsanfrage akzeptieren, aber ich solle nicht die Urlaubsfotos kommentieren, weil ein paar seiner Freunde wohl hofften, dass was in Thailand geschah auch in Thailand bliebe. Er meinte ebenfalls, dass ich „besessen“ sei — irgendwo hatte er damit wohl auch Recht. Ich fühlte mich erniedrigt und war verletzt und beschloss ihn erstmal in Ruhe zu lassen. Wie konnte ich ihm dermaßen hinterherrennen? Hatte ich gar keinen Stolz? War ich wahnsinnig geworden?

März 2010

11 — So schrieb ich J erstmal nicht mehr und konzentrierte mich auf meine Abenteuer und Ben. Nach ein paar Monaten zusammen schien es mir, dass nun Ben mehr und mehr besessen wurde, und zwar von mir! Wir lebten gemeinsam in Melbourne, wir kochten gemeinsam, kauften gemeinsam ein, schliefen mit einander und neben einander, wir schrieben uns Briefe, in den seinen versuchte mir zu erklären, dass wir zusammen gehören und in den meinen erklärte ich, warum ich mich auf keine Beziehung mit ihm einlassen konnte. Auch vor anderen Leuten und gemeinsamen Freunden weigerte ich mich stets ihn meinen „Freund“ zu nennen. Er wusste, dass mein Herz J gehörte und dieser Gedanke trieb ihn in den Wahnsinn. Ich liebte sein gutes Herz, aber hatte keinen Respekt vor ihm, seiner kindlichen unerfahrenen willkürlichen Art und seinem dramatischen Benehmen. Als irgendein Typ im Hostel sich eines Abends an mich ranmachte und versuchte mich zu küssen, verließ er fluchtartig den Gemeinschaftsraum. Als ich das Zimmer betrat schlief er schon, ich kletterte auf mein Hochbett und musste voller Entsetzen feststellen, dass auf meinem Kissen ein mit roter Tinte verfasster Brief befand und auf dem Brief ein riesiges Messer lag…im Brief beschrieb er, dass er so nicht mehr Leben wolle und dass er es nicht länger erträgt von mir dermaßen gequält zu werden. Soviel zum Thema Besessenheit…

12 — In der Nacht mit „Messer-Geschichte“ schlief ich in einem anderen Hostelzimmer bei Freunden. Am nächsten Tag stritten wir uns wie Wahnsinnige und ich meinte, dass das Ganze nun ein Ende haben müsse. Am Ende schluchzten wir beide, er entschuldigte sich und schwor, dass es nicht seine Absicht gewesen war, mir eine solche Angst einzujagen. Schlussendlich schlossen wir Frieden. Jedoch wusste von diesem Moment an, dass ich aufhören musste mit seinen Gefühlen zu spielen und ihn auszunutzen. Irgendwo hatte ich auch Gefühle für ihn, jedoch wusste ich ganz genau, dass er im „echten Leben“ niemals eine Chance bei mir gehabt hätte. Im Endeffekt flogen wir gemeinsam nach Perth, distanzierten uns jedoch mehr und mehr von einander. In der Zwischenzeit sprach ich ab und zu mit J. Versuchte dabei immer cool zu sein und keine Gefühle mehr zu zeigen. Nun fing er langsam an sich zu öffnen. Dennoch fühlte ich mich jedes Mal wenn ich mit ihm sprach nicht seiner würdig, ich betrachtete ihn als etwas Göttliches und schämte mich für mein nicht all zu brillantes Englisch. Heimlich hoffte ich darauf, dass ich vielleicht über London zurückfliegen könnte.

April 2010

13 — In Perth lernte ich interessanten Menschen kennen, mit denen ich ein sorgenfreies Leben genoss. Dennoch wurde mir mehr und mehr klar, dass dieses Hostelleben nichts für mich ist; ständig in ärmlichen Verhältnissen zu leben ohne jegliche Privatsphäre und dafür extrem viel zu bezahlen, sich für Jobs bewerben, die nichts mit dem was ich studiert habe zutun haben und mich in meiner Entwicklung nicht weiterbringen werden. Ben und ich verbrachten immer noch ab und an Zeit mit einander, auch wenn er mittlerweile in ein anderes Hostel gezogen war. Dieses „magische“ Gefühl, das J bei mir ausgelöst hatte, blieb jedoch weiterhin aus. Eines Abends beobachteten wir im Dunkeln zwei Delphine. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und verstand, dass ich ihm unendlich dankbar dafür war, dass er für mich in dieser schweren Zeit dagewesen war und dafür, dass er etwas Besonderes in mir gesehen hatte. Ich verstand ebenfalls, dass es mir unendlich leid tat, mit seinen Gefühlen gespielt zu haben und ihn „ausgenutzt“ zu haben in der verzweifelten Sehnsucht nach J. Kurz darauf log ich J an, dass ich Australien nun verlassen und über London zurückfliegen würde. Daraufhin hörte ich nichts von ihm…er hatte meine Nachricht nicht gelesen. So buchte ich meinen Flug über Singapur und verabschiedete mich unter einem Meer von Tränen von Ben.

 

 

 

 

 

 

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Love, Personal Challenges, Relationship

„Liebe des Lebens“ 2010 – 2017 (Fakten, keine Interpretationen) — Part 1

Get the feeling: Nightcall – Kavinsky

Januar 2010

Tonsai-Bay-Koh-Phi-Phi-Krabi

1 — Ich traf J am Strand von Koh Phi Phi, Thailand. Ich sah ihn, fand ihn unglaublich attraktiv, außergewöhnlich und ein wenig seltsam von der ersten Sekunde an. Ich fragte seinen Kumpel in mitten einer Gruppe Engländer nach einer Zigarette während er im Wasser war, und dieser lud mich ein mich zu ihnen zu setzen. Als J zurückkam setzte er sich direkt neben mir in den Sand und redete mit mir während er mich ununterbrochen anstarrte und mir Komplimente für die außergewöhnliche Farbe meiner Augen machte, es funkte. Wir verbrachten den Tag mit einander, aßen zusammen (tatsächlich essen konnte ich dabei kaum). Am Abend luden sie uns ein mit in den Club zu kommen. Ich war mir nicht sicher, ob ich mitwollte, weil ich eigentlich einen anderen Jungen gut fand und in die seine Lieblingsbar gehen wollte  die Nacht zuvor hatte ich mit ihm gemeinsam am Strand verbracht, wir beobachteten wie eine riesige kometenartige Sternschnuppe den ganzen Himmel durchkreuzte, doch auch wenn der Moment magisch hätte sein können, der Typ verhielt sich null als ob ich ihm etwas bedeutete oder jemals bedeuten könnte. Meine „Freundin“ (eine Australierin, die ich dort kennengelernt hatte und die am Strand auch zu und stieß) wollte deren Gruppe jedoch unbedingt folgen, weil sie einen seiner Kumpels unwiderstehlich fand.

2  — So zog ich sie in die Reggae Bar, wo wir meinen vorherigen Typen nicht finden konnten. Anschließend ließ ich mich von ihr in die Banana Bar ziehen, wo wir dann meine Strandbekanntschaft trafen. Er tanzte mit einer seiner Freundinnen, doch ließ sie sofort stehen als er mich sah. J lief auf mich zu und küsste mich. Es ist Fakt, dass dieser Kuss einfach perfekt schmeckte und einer dieser schicksalhaften Küsse war, die einen süchtig machen. Wir verbrachten eine tolle Zeit dort, auch wenn ich mich nicht ganz so gehen lassen konnte wie sie alle, weil ich nicht betrunken war, etwas verklemmt war/bin und das ganze Herumtollen ein wenig albern fand, dazu kannte ich alle diese Lieder die sie mitgesungen haben gar nicht. Mit Neonfarben malten wir Herzen auf den Körper des anderen...  Am Ende des Abends zwang ich alle zur Strandparty zu gehen, weil ich wusste, dass der andere Junge dort sein würde. Er war tatsächlich dort, ich sprach nicht mit ihm, sondern tanzte mit J. Während er sich komplett fallen ließ, war ich schon noch ein Bisschen daran interessiert, den anderen Jungen eifersüchtig zu machen. Am Ende des Abends zog er mich von den anderen weg. Am ruhigen Ende vom Strand küssten wir uns eine Weile und schiefen dann Arm in Arm ein. Als ich aufwachte hatte ich Angst, dass er mich bittet mit auf sein Zimmer zu kommen, so beschloss ich ihn dort schlafend liegen zu lassen und nach Hause zu gehen.

3 — Am nächsten Tag trafen wir uns am Strand, seine Freunde veräppelten ihn, weil ich ihn angeblich sitzen gelassen habe. Wir küssten uns im Wasser und verhielten uns wie ein Traumpaar. Ich entdeckte, dass ich rein physisch eine unglaubliche Macht über ihn hatte. Am Abend gingen wir nochmal aus zur Strandparty. Ich hatte den anderen Jungen schon vergessen und war eher auf J fixiert. Am Abend verließen wir die Party, liefen Hand in Hand durch die Nacht zu seinem Bungalow und ich verbrachte die magischste und sorgloseste Nacht meines Lebens mit diesem Mann. Es war einfach der beste Sex, die Chemie zwischen uns war perfekt, physisch schien es als seien wir für einander geschaffen und es kam das Gefühl in mir auf, was ich zum letzten Mal mit 19 Jahren bei meiner ersten Liebe hatte, was ich niemals in so einer Situation erwartet hatte. Während wir mit einander schliefen spielte Wonderwall (Acoustic Cover) – Katy McAllister on repeat.

4 — Am nächsten Morgen war alles absolut vertraut. Er war sehr aufmerksam und süß. Ich fand es etwas seltsam, dass er auf ein Mal sehr fokussiert mit ernster Miene die Hütte fegte. Ich konnte seine Verhaltensweisen nicht so richtig verstehen, er schien glücklich aber nicht sorgenfrei, irgendwie schien er Probleme zu haben. Danach ging wir in mein Hotel. Auf dem Weg dorthin hielten wir Hände, zwischendurch ließ er meine Hand los und tupfte den Schweiß ab, um sie dann wieder fest in die seine zu schließen. Die Welt war perfekt in diesem Moment. Im Hotel stellte ich ihn der Inhaberin vor als sei er mein Mann und sagte ihm, dass ich nachher zum Strand kommen würde…Als er dann ging, schrieb ich meiner besten Freundin eine E-Mail in der ich unter anderem sagte, dass ich den Mann gefunden habe, den ich eines Tages heiraten werde. Später kam ich zum Strand und stellte fest, dass er nicht da war. Seine Freunde meinten, er sei zurück auf das Zimmer gegangen. Ich kaufte Süßigkeiten, Obst und etwas zu trinken und ging zu ihm. Ich hörte wieder das selbe Lied spielen, er war unter der Dusche. Als er die Tür öffnete schien er überrascht mich zu sehen und etwas verstört. Wir sprachen darüber, dass in Deutschland lebe und er in England und ich sagte ihm, dass ich am nächsten Tag nach Australien fliegen würde um dort ein Jahr lang zu reisen und zu arbeiten. Er fragte mich nach der „Geschichte meiner Beziehungen“. Er erzählte mir, dass er zwei große Lieben hatte, die eine sei wie ein Stern gewesen, die andere wie ein Rechteck, während er ein Stern und ein Rechteck malte und mir sagte ich erinnere ihn an den Stern. Der „Stern“ habe ihm das Herz ausgerissen, als er ein unschuldiger naiver liebebedürftiger Junge war, anschließend verwandelte er sich dann in ein Arschloch, das nach langer Zeit als Herzensbrecher mit unterschiedlichen Frauen sich endlich auf „Rechteck“ einließ, um viel von ihr zu lernen und schlussendlich zu verstehen, dass es doch nicht das Wahre ist, sie dann zu hintergehen und im Endeffekt auch wieder selbst darunter zu leiden. Er schrieb seinen vollen Namen auf das Blatt, sodass ich ihn auf Facebook finden konnte, Telefonnummern tauschten wir nicht aus. Anschließend gingen wir in mein Hotel, schliefen wieder mit einander, er massierte mich, verwöhnte mich, ich konnte es nicht glauben, dass körperliche Liebe so unfassbar sein kann. Ich war absolut süchtig nach ihm geworden, es fing an mir Angst zu machen, aber ich nahm mir fest vor, die Zeit, die wir gemeinsam haben so gut es geht zu genießen und erstmal nicht daran zu denken, dass ich ihn vielleicht niemals wiedersehe. Ich war nur dankbar ihn überhaupt getroffen zu haben. Am Abend verließ er mein Hotel.

5 — Als ich ihn und seine Freunde am Abend traf verhielt er sich komplett anders. Er schaute mich nicht an, ignorierte mich, ging vor mir weg, küsste mich nicht, starrte den Boden an. Ich war zu Tode schockiert, dass er überhaupt in der Lage war so zu sein, nach all dem, was wir mit einander erlebt hatten…ich erkannte ihn einfach nicht wieder. Zuvor war er so liebevoll, so sensibel gewesen. Jetzt schien er einfach nur tot. Nach einer Weile gab ich es auf ihm hinterherzurennen, nachdem ich mir von seinen Freunden anhören musste, dass sie auch absolut keine Ahnung haben, was mit ihm los ist und eigentlich fest davon überzeugt seien, dass ich ihm viel bedeute. Als alle meine Hoffnung nun komplett zerplatzt war und ich einfach keinen Ausweg mehr sah, betrank ich mich während ich ihm dabei zusah wie er entweder irgendwo allein rumstand oder mit anderen Leuten oder auch Frauen redete. Als ich irgendwann besinnungslos betrunken war, konnte ich die Situation nicht länger ertragen, mein ganzes Leben schien mir sinnlos. Ich fühlte mich so, als hätte ich gerade meinen ersten Schuss Heroin bekommen und dabei das Höchste aller Gefühle gespürt und nun habe man es mir für immer weggenommen. Ich konnte es nicht akzeptieren, dass ich ihn einfach nicht mehr berühren konnte, vielleicht nie wieder. Voller Verzweiflung rannte ich in meiner Kleidung ins Meer und ließ mich ins Wasser fallen. Danach fehlt mir einiges an Erinnerung. Ich weiß aber, dass ich meine Flip Flops verlor und barfuß nach Hause lief. Auf dem Weg fiel ich im Dunkeln der kleinen Inselgassen Leuten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte in die Arme und weinte bitterlich, während ich ihnen immer wieder meine Geschichte erzählte. Als ich am morgen die Augen öffnete wusste ich nicht mehr wie ich nach Hause gekommen war und stellte voller Entsetzen fest, dass er nicht neben mir war. Das war mit Abstand das stärkste und schrecklichste Gefühl von Aussichtslosigkeit, dass ich in meinem gesamten Leben jemals verspürt hatte.

Das erste was ich tat war, einen Brief an ihn zu schreiben in dem ich alles zu Papier brachte, was ich fühlte. Unter anderem, dass ich ganz genau weiß, dass sich unsere Wege wieder kreuzen werden. Ich sagte auch, dass wenn er jedes Mal, wenn jemand, der das Potential hat einen Weg in sein Herz zu finden, die Tore vor diesem Menschen verschließt, er niemals die Liebe finden wird, nach der ich weiß er sich sehnt und die er braucht.

Get the feeling: I See Fire – Tiffany Alvord

6 — Nach dem der Brief geschrieben war, machte ich mich barfuß auf den Weg zu seinem Bungalow. Liebe kennt keinen Stolz sagt man…vielleicht stimmt es, oder ich war einfach nur verrückt geworden. Zurück zu den Fakten. Seine Freunde waren im Bungalow, jedoch von ihm keine Spur…sie meinten, er sei ganz früh morgens aufgestanden und spazieren gegangen. Ich lief mit ihnen gemeinsam zum Strand und hoffte er würde irgendwann auftauchen. Als er ankam ging das Spielchen weiter; er sagte mir zwar Hallo, jedoch schaute er mich weiterhin nicht direkt an, küsste mich nicht und hielt sich von mir emotional fern. Nach einer Weile sagte ich zu ihm, dass ich in einer halben Stunde zurück ins Hotel müsse um meine Koffer zu holen, meine Fähre würde in einer Stunde die Insel verlassen. Daraufhin ging er ohne ein Wort ins Wasser und blieb dort. Er ließ sich treiben, tauchte, starrte in die Luft und dachte nicht daran rauszukommen. Als mir nur noch 15 Minuten blieben, fing ich an innerlich in Panik auszubrechen. Ich ließ alles liegen, zog mich aus und ging ins Wasser, ihm hinterher. Als er mich auf sich zukommen sah, fing er an vor mir wegzulaufen. Ich lief schneller hinein und er lief schneller vor mir weg, er stieß das Wasser von sich weg, sodass es in meine Richtung spritzte während er buchstäblich vor mir flüchtete brach ich innerlich fast zusammen vor Sehnsucht und Verzweiflung, doch dann meldete sich mein Stolz zurück und eine starke Wut stieg in mir auf. Als er sich doch zu mir wendete und dort stand und mich direkt anguckte, sagte ich „Dann nicht!“, drehte mich um und verließ das Wasser. Als ich zum Strand schaute sah ich ironischer Weise den anderen Typen dort stehen. Er winkte mir zu, ich lief auf ihn zu, sagte dass ich die Insel jetzt verließe. Wir umarmten uns während J nicht die Augen von mir ließ. Er stand einfach regungslos im Wasser. Als der andere Typ wegging. Ging ich zu seinen Freunden, umarmte jeden von ihnen, zog ohne nachzudenken den Brief aus meiner Tasche heraus und drückte diesen seinem besten Freund in die Hände, durch dessen Zigarette und Einladung wir uns gefunden hatten mit den Worten „Gib ihn ihm“. Ohne mich umzudrehen lief ich davon, absolut die Entscheidung verfluchend, nach Australien zu fliegen.

7 — Auf der Fähre weinte ich nur noch. Das erste Mal in meinem Leben, hatte ich etwas, das ich unbedingt wollte und brauchte nicht bekommen. So lernte ich, dass man manchmal kämpft und alles gibt, jedoch trotzdem jämmerlich verliert. Ich konnte das alles nicht begreifen, ich konnte ihn nicht begreifen. Fast hätte ich mir gewünscht, dass ich ihn gar nicht erst getroffen hätte…fast. Ich flog nach Brisbane und erfuhr nebenbei, dass mein Exfreund, den ich in Berlin gelassen hatte mit den Worten „Ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ich muss weit weg und mich selbst finden“, vorgehabt hatte mir einen Heiratsantrag zu machen bei meiner Rückkehr zurück aus Thailand und dass er nun einen Nervenzusammenbruch erlitt, als er erfuhr, dass ich anstatt nach einem Monat zurückzukommen nun spontan auf unbestimmte Zeit nach Australien reiste. Wir sprachen am Telefon, er beschimpfte mich, mir war er und das alles komplett egal, so leid es mir auch tat oder hätte tun sollen. Nach J wusste ich sowieso, dass ihn nie wirklich geliebt hatte, ich wusste vorher gar nicht was Liebe war. Ich wohnte in einem Hostel und sprach mit keinem dort. Ich saß tagein tagaus allein auf Parkbänken und schrieb Tagebuch. Ich besuchte meine Australier aus Thailand ein Mal und dann nie mehr, es war alles anders und ich war abwesend, man hatte mir meine Seele herausgerissen. Ich hatte Tagträume von dem Sex mit ihm, was mich rasend machte. Immer wieder ging es mir durch den Kopf wie perfekt er roch, schmeckte, sich anfühlte. Ich war mir 100% sicher, dass es auf dieser Welt keinen anderen Menschen geben kann, der so perfekt für mich ist, auf ganz banale, animalische Weise — die einzig wahre Weise? Er fehlte mir entsetzlich sowohl körperlich als auch seelisch, ich war dem absolut ausgeliefert. So etwas kannte ich bisher nicht und langsam aber sicher trieb es mich in den Wahnsinn. Das Schlimmste dabei war, dass ich keine Zweifel daran hatte, dass es ihm animalisch gesehen genau ging wie mir…er hatte mir das 100 mal gesagt als wir bei einander lagen…

Fortsetzung folgt…doch nicht so einfach das alles zu vereinfachen…
Was denkt ihr bis hierhin? 

 

 

 

 

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Love, Relationship

„I would have married you…“

Get the feeling: With Or Without You – Scala & Kolacny Brothers

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Es nicht gerade einfach, sich als bald 33-jährige unverheiratete, kinderlose Frau von einem Verflossenen, den man damals für den Mann des Lebens gehalten hatte die Sätze „Ich hätte dich geheiratet, du wärst mein letzter Flirt mit der Liebe gewesen“ und „Du musst Kinder haben, du bist die perfekte Mutter“ anzuhören — und das 2.5 Jahre nach dem Ende der damaligen Beziehung, während man schon wieder jahrelang glücklich vergeben ist ohne Aussicht auf baldige Hochzeit oder Kinder.

So viele Jahre lang habe ich dafür gebetet, dass dieser Mann mich liebt und für immer bei mir bleibt. So oft habe ich bitter geweint und das Universum angefleht, uns zusammenzubringen. So sehr habe ich mir Kinder von ihm gewünscht und mir ausgemalt, wie sie wohl aussehen werden und wie viel sie mir bedeuten werden.

Die wahrscheinlich größte Herausforderung in unserem irdischen Leben ist die Tatsache, dass wir nicht in die Köpfe unserer Mitmenschen schauen können und (seien wir mal ganz ehrlich) eigentlich keinen blassen Schimmer davon haben, was sie fühlen und denken. Oder aber…die Tatsache, dass wir nicht ein Mal in unseren eigenen Kopf schauen können und keinen blassen Schimmer davon haben, was wir selbst tatsächlich fühlen und denken.

Wahrscheinlich sollte ich mir von einem Psychologen dabei helfen lassen, endlich mal zu lernen, wie man mit der Vergangenheit abschließt. Bei mir ist es immer ein sehr langer verschachtelter, höchst selbstzerstörerischer Prozess, den ich auf masochistische Art und Weise genieße. Da ich mir jedoch in England den Besuch beim Psychologen nicht leisten kann und dieser Blog für mich sowieso als meine ganz persönliche bizarre Psychotherapie fungiert, werde ich nun einen weiteren Versuch veranstalten, meine Irrungen und Wirrungen zu verstehen. Und die Welt kann mitlesen — siehe unten.

Das Hauptproblem mit meiner letzten gescheiterten Beziehung: Es war wohl die signifikanteste Beziehung meines Lebens, sie erstreckte sich über die längste Zeit, hatte die größten Komplikationen, es wurden die größten Hürden überbrückt, von dem ersten Augenblick an an die höchsten Hochs erreicht. Gleichzeitig gab es in dieser Beziehung auch die geringste Auseinandersetzung mit Problemen. Das Ende kam nach einem langem hilflosen Schweigen, endloser Distanz, Ignoranz, Abschirmen von beiden Seiten, Verschlossenheit, Kälte. Das Ende traf ein, ohne ein klärendes Gespräch unter vier Augen und ohne jegliche Versuche es zu verhindern. Wir haben unseren stummen Streit vor den Augen anderer Menschen ausgetragen und haben dabei unsere Masken zu jeder Zeit anbehalten. Nichts von dem was am Ende geschah war echt, alles war Teil eines traurigen Theaterstücks, vorgeführt vor einem Publikum, das nicht an uns glaubte, uns verwirren wollte, mit unseren Gefühlen spielte, uns vielleicht sogar zerstören wollte? Er hat es beendet und ich bin gegangen. Das war nicht ich selbst, die gegangen ist, die kampflos aufgegeben hat.

Es wird Zeit ein hoch komplexes Drama auf 30 Punkte zu reduzieren und einfach ehrlich zuzugeben, was damals geschah — absolut auf die berechtigte Gefahr hin, dass ich von euch verurteilt werde. Anschließend kann ich dann ein millionstes Mal versuchen, die „Fakten“ zu analysieren und zu verstehen, was damals eigentlich passiert ist…siehe meinen nächsten Blogbeitrag. 

 

 

 

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