Ich schrieb ‚Hi‘ und fragte was er so mache. Er antwortete ‚Hi babes‘ und teilte mir mit, dass er auf der Weihnachtsfeier seiner Arbeit sei. Schicksalshafter Weise in einem Pub exakt DREI Fußweg Minuten von meinem Standort (meinem Zuhause!) entfernt. Es stand nicht zur Debatte ob wir uns sehen, es wurde bereits für uns entschieden. Fast DREI lange Jahre hatten wir uns nicht gesehen, und nun standen wir uns auf dem nächtlichen Weg direkt an der Themse gegenüber. Verändert hatte sich nicht viel…außer dass Hass und Verbitterung verflogen waren. In unserer gemeinsamen Vergangenheit von bald acht Jahren gab es nur DREI Tage an denen wir uns sahen, jedoch nicht küssten; der Tag an dem wir uns in Thailand auf Koh Phi Phi das letzte Mal sahen und er im Wasser vor mir weggerannt ist, der Tag an dem ich vor fast drei Jahren sein Zuhause verließ nachdem er mit mir Schluß gemacht hatte und am gestrigen Abend. Vom ersten Tag an sind wir wir gewesen, und wir waren nur wir, wenn wir so nahe wie möglich bei einander waren, eng umschlungen. So nah und doch so fern zu sein fühlte sich an, als würden wir gegen die Gesetze der Natur verstoßen, als würden wir das Universum verpöhnen. Das Treffen dauerte nicht lang, ganz plötzlich rannte ‚Cinderella‘ davon, um den letzten Zug zu bekommen, vorher noch schnell die Einladung in den Raum werfend ‚Come with me‘. Im Endeffekt tat er alles, um es bei nur zwei Tagen ohne Kuss zu belassen – er fragte, ob wir bei mir zu Hause bleiben könnten (was ich verneinte), er lud mich ein mitzukommen (was ich ihm abschlug) und er versuchte mit beim Abschied vergeblich zu küssen (ich drehte meinen Kopf instinktiv schon vorher weg).
Jetzt ist er wieder aus meinem Leben verschwunden. Mein Wunsch gemeinsam die Themse zu sehen ist nun endlich in Erfüllung gegangen. Und als wir auf dem Weg zur Bar an meiner Wohnung vorbeigelaufen sind, mussten wir kurz hinein, um mein Aufladekabel mitzunehmen, was dazu führte, dass er meine Wohnung gesehen hat. Eine Minute lang war er Teil meiner Welt; er sah mein Schlafzimmer, mein Wohnzimmer und meine Terrasse an der Themse. Wenn ich hinausblicke, sehe ich ihn vor meinem inneren Auge immer noch dort draußen stehen.
Auch wenn ich mir von unserem Widersehen zahlreiche Antworten erwartet hatte, bleibt nur eine einzige Wahrheit zurück: Solange einer von uns vergeben ist (in diesem Fall ich), haben wir nichts bei einander verloren, egal was wir vielleicht noch fühlen, egal wonach wir uns vielleicht noch sehnen, egal wie anziehend wir uns vielleicht noch finden und ganz egal was jemals zwischen uns war und potentiell wieder sein könnte. Die Magie die zwischen uns war kann nur inmitten absoluter Freiheit wiedergeboren werden, wenn wir uns gemeinsam gleichermaßen von der Klippe der Sicherheit stürzen, wenn wir uns berühren und den Moment voll auskosten ohne jegliche Garantie für den nachfolgenden Tag oder die kommenden Jahre zu beanspruchen. Wir müssen bereit sein für den Augenblick der größten Freude anschließend wieder alles zu verlieren…
These violent delights have violent ends. And in their triumph die, like fire and powder, which, as they kiss, consume.
Ob wir uns jemals wieder berühren werden steht in den Sternen, in Lichtjahre entfernten Galaxien. Der Plan, den das Universum mit mir vorhat ist mir vorerst verborgen. Solange ich nicht ganz genau weiß, welcher Weg zu ‚bis dass der Tod uns scheidet‘ führt, weiche ich lieber nicht von meinem jetzigen Weg ab. Ich werde den Menschen, den ich JETZT liebe, aus vollem Herzen lieben und schauen, wohin uns das führt.
The sweetest honey is loathsome in his own deliciousness and in the taste confounds the appetite. Therefore love moderately. Long love doth so. Too swift arrives as tardy as too slow.
Weise Worte…wobei ‚love moderately‘, das ist doch ein Widerspruch in sich?