Love, Personal Challenges, Relationship

Prinzipien sind sexy.

Während ich die Serie Dawson’s Creek „bindge“, muss ich mich zwangsläufig mit den einzelnen Charakteren auseinandersetzen. Wenn ich mir speziell die Frauen anschaue, dann fällt mir auf, dass die Serie durchaus subtil ein Ranking der Wertigkeit aufstellt. Joey steht definitiv ganz oben in der Liste, wenn es darum geht, welches Mädchen am „wertvollsten“ beziehungsweise begehrenswertesten und unvergesslichsten ist.

Um die Liebe von Joey dreht sich das Leben unzähliger Männer. Pacey liebt Joey von Anfang an und bis zum bitteren Ende und würde sein Leben für sie geben, sogar bei den ganzen Errungenschaften seiner Karriere stellt seine unsterbliche Liebe zu Joey die Hauptmotivation dar und das, obwohl er nach der Beziehung mit ihr mit einer Reihe von anderen Frauen schläft und einige Freundinnen hat, für die er tiefe Gefühle hat. Auch Dawson liebt Joey sein ganzes junges Leben lang, er erhebt sie auf ein Podest der Perfektion, Reinheit und Einzigartigkeit. Alle seine filmischen Werke haben seine Liebe zu Joey als Inhalt oder zumindest Motivation. Sogar der absolute Casanova und unverbesserliche Fremdgeher Charlie zeigt bei Joey zum ersten Mal seine zarte, romantische Seite und singt unter ihrem Fenster Serenaden, um einen Platz in ihrem Herzen zu ergattern. Er geht sogar so weit, dass er bereit ist seinen größten Traum, die Amerika-Tournee mit seiner Band abzusagen, um an ihrer Seite bleiben zu können. Und auch Eddie sieht schließlich in Joey die Liebe seines Lebens, die ihm die Kraft gibt einen besseren Menschen aus sich zu machen und endlich für seine Träume und Ziele zu kämpfen.

Warum ist also die sehr schöne aber gewissermaßen auch unscheinbare und vielleicht sogar etwas langweilige Joey, die größte Herzensbrecherin der ganzen Serie? Und wieso kann keine andere Frau, wie z.B. die wunderschöne leidenschaftliche Jen oder die verrückte heiße Audrey ihr auch nur annährend das Wasser reichen?

Joey sagt nein. Öfter als ihr selbst gut tut oder lieb ist. Joey lässt die Männer warten, arbeiten und verzweifeln. Joey ist schwer zu bekommen und noch schwerer zu halten. Joey schläft nicht gleich mit den Männern. Joey ist ein Rätsel für sie, vielleicht weil sie es sogar für sich selbst ist. Joey ist sehr hübsch, aber wirkt so, als ob sie es nicht weiß. Joey ist sexy, aber spielt nicht mit ihren Reizen, zumindest nicht bewusst. Joey ist klug, vielseitig interessiert, gebildet und erfolgreich, aber gibt nicht damit an, ist sogar bescheiden. Joey macht vieles instinktiv richtig, wenn es darum geht Männer in sich verliebt zu machen. Hauptsächlich dadurch, dass sie sich ihnen entzieht. Denn Männer lieben die Jagd. Wenn sie eine Frau jagen, für sie kämpfen müssen, dann erhöht sich deren Wert in ihren Augen. Und Joey muss man jagen, denn Joey rennt immerzu weg vor allen Männern, vor allem aber vor sich selbst. Mann könnte sagen: Joey hat Prinzipien. Und Prinzipien sind sexy. Oder etwa nicht?

Prinzipien haben damit zu tun, seinen eigenen Wert zu kennen, unbeirrt seinen ganz eigenen Weg zu gehen. Nicht zu glauben, dass das gesamte persönliche Lebensglück von einem Mann oder einer Beziehung abhängt. Frauen die nicht so wirken, als ob sie um jeden Preis einen Freund brauchen, sind genau die, mit denen Männer zusammen sein wollen. Weil diese Frauen sie nicht in ihrer eigenen Freiheit einschränken und sich nicht von ihnen abhängig machen.

Es wäre schön im Laufe meines Lebens mehr und mehr so eine Frau sein zu können, nicht aus der Vorstellung heraus, sondern aus dem tiefen Vertrauen in die Welt und vor allem in mich selbst. Und nicht zuletzt wegen der Liebe, die ich ausstrahle und mir selbst zu geben in der Lage bin. Eine Liebe die genug ist, eine unerschöpfliche Quelle des Lichts.

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General, Personal Challenges

Bye Bye Couch!

Ich gucke gerade die Serie Dawson’s Creek und schaue den Leben dieser jungen Menschen zu, die durch Liebe, Trauer, Leid, Verlust, Verwirrung und Ekstase gehen. Immer wenn ich diese Serie schaue, dann habe ich Lust auf das Leben und dann habe ich plötzlich weniger Angst vor dem Leben, weil sie mir aufzeigt, dass jede Veränderung, so bitter sie zunächst auch scheinen mag, auch etwas absolut wunderbares mit sich bringt und einen Neuanfang birgt, neue spannende Erfahrungen und Herausforderungen.

Ich war die meiste Zeit in meinem Leben vergeben. Oft fing kurz nachdem eine Beziehung vorbei war schon die nächste an. Nun ist meine letzte offizielle Beziehung 3 Jahre und meine letzte inoffizielle Beziehung auch schon über 1 Jahr her. Ich hatte gar nicht geplant keinen Freund zu haben, aber irgendwie hat es sich einfach so ergeben.

In diesem letzten Jahr war ich zwischendurch auch verknallt und hatte ab und zu was mit Männern, aber insgesamt war neben viel persönlicher und künstlerischer Entwicklung und Spass auch ein wenig Einsamkeit und auch etwas Leere in meinem Herzen und irgendwie wieder weniger private Freiheit. Obwohl sich nach drei Jahren Schauspiel-Studium immer mehr Freiheit auf der Bühne und als Künstlerin in meinem Leben und meinem Herzen manifestiert hat. Scheinbar muss man an der privaten Freiheit noch ein Mal separat arbeiten, ganz unabhängig von der Kunst.

Die „private Freiheit“ hängt für mich sehr stark mit dem Wohlfühlen im eigenen Körper zu tun. Und dieses war für mich seit Corona begann relativ unbeständig, ich kämpfte mich immer wieder hoch und oft verlor ich die Kontrolle wieder kurz nachdem ich sie erlangt hatte. Es ist so ein trauriges Gefühl, wenn man sich selbst nicht mehr schön findet, wenn man traurig wird, wenn man sich im Spiegel betrachtet, weil man seine Figur nicht mehr unter Kontrolle hat.

Was ebenfalls aus meiner Sicht zur „privaten Freiheit“ gehört ist die absolute uneingeschränkte Liebe und Begeisterung für das Leben. Ich habe eine Richtung gefunden, die mich absolut glücklich macht: Kunst. Für diesen Weg der Kunst habe ich mich vor 3 Jahren kompromisslos entschieden und verfolge ihn seit dem konsequent. Ich weiß, dass es der richtige Weg für mich ist, meine Bestimmung und meine Berufung.

Zu Beginn dieser „Liebesbeziehung“ mit dem Schauspiel war ich frisch verliebt und hatte meine rosarote Brille auf, ich ließ mich von der Inspiration und dem Glück der neuerlangten Freiheit treiben und das für eine sehr lange Zeit. Dies hatte positive Auswirkungen auf mein gesamtes Leben; ich wurde glücklicher, dünner, fokussierter, genoss das Leben mehr und mehr und fühlte mich jung und lebendig. Nach nun drei Jahren kann ich sagen, dass sich ein wenig der Alltag eingeschlichen hat. Zudem fordert das Schauspielstudium mich stetig, bringt mich an meine Grenzen und das Absolventenvorspiel steht in nur 4 Monaten bevor. Bei diesem Abschluss werde ich zum ersten Mal wirklich bewertet werde, anschließend wird feststehen, ob ich das Zeug zur professionellen Schauspielerin habe oder nicht, bzw. ob ich mich offiziell als solche bezeichnen darf.

Ich bin sehr froh, dass ich bei meiner dreijährigen Liebesbeziehung mit dem Schauspiel zwar schwierige Momente hatte und habe, aber anders als bei meinen Liebesbeziehungen mit Männern, habe ich nicht ein einziges Mal ans Aufgeben gedacht oder Zweifel gehabt, dass es doch nicht das Richtige wäre. Dass der Alltag sich nun eingeschlichen hat bin ich bereit mit Hilfe meiner Liebe zu überwinden und meine Kraft und mein Interesse dafür einzusetzen, dass der Funken, die Lebensfreude und die Leidenschaft wieder zurückkehren. Und ich habe keine Zweifel, dass ich es schaffen werde, möge der Weg dorthin auch steinig sein.

Aus dieser ganz neuen und für mich untypischen Herangehensweise an eine Beziehung lerne ich etwas für meine Beziehungen mit Männern. Ich lerne, dass A) Ich wohl die wahre Liebe (das männliche Equivalent zu meiner Berufung als Schauspielerin) noch nicht gefunden habe und B) Wenn ich sie finde und dann irgendwann die ersten Schmetterlinge vorbei sein werden und dunklere Zeiten kommen, ich wissen werde was zu tun ist, nämlich an der Beziehung arbeiten anstatt sie wegzuwerfen und eine neue zu suchen. Und dafür zunächst an mir selbst, meinem Geist und meinem Körper zu arbeiten, um glücklich zu sein und somit auch dieser Liebe positive Energie beisteuern und aus ihr schöpfen zu können.

Im aktuellen Moment bedeutet es für mich, dass ich meine Freude am Leben, am Lachen, am Beobachten der Welt um mich herum, der Natur und der Menschen, an der Verbindung mit ihnen, an Filmen, an Geschichten und vor allem an meinem eigenen Körper und an meiner Innenwelt wiederfinden muss. Und erst wenn ich das geschafft habe, wenn ich diesen Kanal wieder geöffnet habe, kann ich mich langsam wieder an all die Texte und Absolventenpflichten setzen und meinen erfolgreichen Abschluss vorbereiten und mich diesem mit Herzblut widmen.

Ich bin bald mit der sechsten und letzten Staffel der Serie Dawson’s Creek durch und ich merke, dass nach tagelangem Durchleben von fremden Leben bzw. den Geschichten über das Leben fremder und fiktiver Menschen ich bereit bin selbst mit dem Leben weiterzumachen. Ich bin bereit mich wieder in das Leben zu stürzen und zu schauen, was es für mich bereit hält. Ich habe Lust zu strahlen, mich zu zeigen, schöne Kleidung anzuziehen. Bereit sich wieder in mich und das Leben zu verlieben. Es ist Zeit.

Man kann entweder von außen beobachten, oder man kann mittendrin sein. Menschen sehen und gesehen werden. Ihnen tief und etwas zu lange in die Augen blicken. Sich begeistern lassen von der Schönheit der Welt und der Menschen und aller anderen Lebewesen darin, von der Französischen Bulldogge im Eiscafé an der Ecke bis zur nervigen Heuschrecke im Wohnzimmervorhang. Das Mittendrinsein erfordert mehr Energie und mehr Mut. Aber es ist unbezahlbar, es ist inspirierend, es ist magisch. Es ist leicht sich zu verstecken und es sich auf der Couch ungeschminkt bequem zu machen, und es ist durchaus etwas aufwendiger sich auch wenn man sich noch etwas zu pummelig fühlt zurechtzumachen und hinauszutreten in die große fremde Welt. Doch auf der Couch sprühen keine Funken und passieren keine Wunder.

Ein hoch auf das Leben! Ein hoch auf das Meer an Möglichkeiten da draußen! Und Bye Bye Couch! ❤️

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Personal Challenges

Ich wähle das Leben❤️‍🔥

Ich liege hier in meinem Bett und weine. Ich weine, weil mir gerade klar wurde, dass ich mich eine ganz lange Zeit dafür entschieden hatte mich durch den Genuss von Essen und Trinken zu betäuben um mich nicht allein und alt zu fühlen. Damit hatte ich mich aber gegen mein Leben entschieden, und eben dafür allein und alt und übergewichtig zu sein.

Die traurige Wahrheit ist, je älter ich werde, desto mehr wird mir mein Herz gebrochen von meist jüngeren Männern, ich kehre fast wieder in das Stadium zurück, als ich 15 war und mich absolut niemand sah und wollte. Ich weiss, dass diese Entwicklung nicht so sehr mit meinem Alter zu tun hat, sondern vor allem mit meinem zunehmendem Gewicht und meinem darunter leidenden Selbstbewusstsein.

Ich habe es endlich satt mich zu hassen. Ich habe es satt mich zu hassen und weiter zu essen. Ich entscheide mich dafür, dass mir Essen niemals auch nur annähernd so wichtig ist, wie der Genuss jeden Tages meines kostbaren Lebens.

Ich will die beste Version meiner Selbst sein innerlich, fachlich und äußerlich. Ich will eine beeindruckende Frau sein und auch wie eine aussehen. Ganz einfach. Und das werde ich auch. Das verspreche ich mir hoch und heilig. Mein Körper ist mein Tempel, ich wünsche mir, dass er sich leicht anfühlt und gesund und fit und knackig. Ich wünsche mir, dass er erblüht in seiner vollen Pracht, sein volles Potential ausschöpft.

Daher beschliesse ich jetzt, dass ich umkehre auf diesem Weg der Selbstflucht und -zerstörung. Ich wähle mein Leben. Ich wähle mich ❤️

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Love, Personal Challenges, Relationship

BeGIERde

Ach J, mein süßer J. Gerade habe ich eine Nachricht gelesen, die damals von dir kam. Ein paar kleine winzige Worte, solch kleine unbedeutende Worte, doch ich erkenne die Handschrift deiner Seele sofort und irgendetwas zieht sich in mir zusammen, während meine Seele sich gleichzeitig ausweitet und anfängt zu fliegen.

Ja, wie es aussieht liebe ich dich immer noch, werde dich immer lieben verdammt. Du warst meine erste richtige richtig große Liebe. Es war alles so einfach, bis wir es kompliziert gemacht haben. 

Du warst alles, was ich je wollte, bzw. habe ich alles, was ich je wollte in dich projiziert. 

Ich habe mir jahrelang den Kopf darüber zerbrochen, ob das echt war, ob es Liebe war, mich gefragt, was Liebe ist. Ich habe hin und her überlegt, ob es nur Illusionen waren, ob es einseitig war, ob es real war, oder vielleicht doch nur eine meiner kleinen großen Phantasien. 

Es ist eigentlich scheiss egal was es war oder wie man es nennt. 

Das beste Wort, das mir einfällt, um zu beschreiben was wir hatten ist  Magie… oder auch Chemie… Funken, Licht, Energie. Eigentlich war es genau das, wonach wir Menschen uns alle sehnen, dieser Moment, in dem man fühlt, dass man fühlt, dass man existiert und vor Energie explodiert, um jeden Preis leben will, einfach nur um weiter fühlen und leben und lieben zu können. 

Ich würde dafür töten, wieder so zu fühlen wie damals, als ich in deinen Armen lag, als wir uns küssten, als wir voller Gier miteinander schliefen, den Duft des anderen einsaugten, als hänge unser Überleben davon ab. Ich war so verliebt, so erregt, so verrückt nach dir. Ich wollte stundenlang schreien, dass ich dich liebe, dass du der tollste, schönste, wildeste Mann dieses ganzen Universums bist. Ich hätte dich am liebsten in einen Käfig gesetzt und dich gemalt. Ich habe dein Haar gekämmt als du in dieser Badewanne lagst und du sahst so sexy aus, so schön, so männlich. Alles was du gemacht hast, machte mich wahnsinnig. Ich wollte dich mit keinem Menschen teilen, nur für mich haben. Dich aufessen, dich heiraten, tausende Kinder mit dir machen. Schreien, dass du perfekt bist, dass ich den tollsten, geheimnisvollsten, interessantesten Typen auf diesem Planeten in meinem Arm habe. 

Dich einfach nur anzuschauen war so perfekt, ich habe deine wilden Haare vergöttert, diese geilen wilden Haare, wie Tarzan. Und dieser Unterkiefer, der etwas zu weit vorne war, und der dich irgendwie noch tierischer, sexier machte. Du sahst wie ein Urmensch aus, der sich am Tag in Businessklamotten steckt und nachts sich endlich wieder König in seinem Jungle ist. Mit mir als seine Göttin, seine Jane. 

Und gleichzeitig warst du ein edler britischer Aristokrat, der Schwarzweißfilme liebte und mir Marlon Brando Szenen vorspielte. Jemand, der Liedtexte ganz genau analysierte. So redegewandt, so intelligent, so präsent. 

Ich suchte so viele Jahre lang, nach Doppelgängern von dir, um ein Stück von dir wieder bei mir zu haben. Doch keiner von ihnen war wie du, und doch fand ich zum Teil für kurze Zeit Ruhe. 

Ich suchte nach diesem wilden, kranken Gefühl, nach diesem Zähneknirschen, dieser Lust, dieser Sehnsucht, diesem Feuer, dieser zehrenden Gier. Nach jemandem, der besessen von mir, von meiner Seele, von meinen Augen, von meinem Körper ist, genau wie du. Der mich ebenso vergöttert, mich allen anderen Frauen vorzieht, mich will zu jeder Tages- und Nachtzeit, absolut den Kopf verliert bei einem einzigen Gedanken an unsere Leidenschaft, an unsere Liebe. 

Ich lebe mein Leben und suche immer wieder genau nach diesem Zustand, nach diesem Gefühl. Ich zünde andere Seelen an, ich zünde mich an, ich hoffe, ich versuche und ich verlasse, ich verlasse alles was mir dieses Feuer nicht geben kann. Ich bin ständig auf der Lauer nach diesem einen Gefühl, nach dem Stillen dieses tiefen Bedürfnisses. Die Droge deiner Liebe, ist schlimmer als jedes Heroin. Es verfolgt mich, es frisst mich von innen auf, ich werde niemals von ihr loskommen. Ich werde immer wieder alles aufs Spiel setzen, um sie zu kosten. Manch einer könnte denken, es ist ein Fluch, dass ich diese Droge probiert habe. Aber ich sage, sie ist es alles wert. Genau in diesem Moment lebt es in uns. Dieser Moment ist das, wofür wir leben. 

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Personal Challenges, Relationship

Sei kein Chamäleon.

Note to Self: In der Lage zu sein, dich an unterschiedlichste Situationen und Menschen anzupassen ist großartig. Noch beeindruckender ist es jedoch, sich zu trauen, du selbst zu bleiben, ganz unabhängig davon, was passiert oder wer dir gegenüber steht. Aber was ist dieses „du selbst“ eigentlich?

Die Ausgangssituation ist wie folgt:
Ich bin 33 Jahre alt, komme ursprünglich aus der Ukraine und bin seit ich 8 Jahre alt bin hier in Deutschland, vor Kurzem habe ich 4 Jahre lang in London gelebt und gearbeitet, was quasi bedeutet, dass ich zwei Immigrationen hinter mir habe (eine unfreiwillige und eine aus eigenen Stücken). Meine Eltern sind einfache Menschen aus dem Mittelstand. Sie sind Akademiker, die sich jedoch in ein Land begaben, dessen Sprache sie bis heute nicht vollends beherrschen. Gleichzeitig sind sie Künstler, deren Arbeit zum Teil auch sozialer Natur ist.

Ich war ein Kind das mit 5 Jahren lesen konnte und die Schule liebte – na ja zumindest bis zur 7. Klasse, wo ich dann cool sein musste um endlich Freunde zu finden. Ich hatte in meinem Leben so ziemlich jedes Hobby – Lateinamerikanischer Turniertanz, Salsa, Zumba & Ballett, Theater, Singen, Basketball, Malen, Tae Kwon Doe, Boxen, Schwimmen, Eiskunstlauf, Kreatives Schreiben, Fitness, Klavier & Gitarre und so ziemlich alles, was man sich sonst noch vorstellen kann.

Ich habe bereits eine Menge erlebt, würde ich mal behaupten; ich bin in unterschiedlichste Länder (vielleicht so an die 30) gereist und habe dort einiges an Abenteuern hinter mich gebracht mit Menschen verschiedenster Altersgruppen, diverser Kulturen und Religionen.

Meine Freunde, die sich mittlerweile so ziemlich auf dem gesamten Globus verteilt haben, sowie meine verflossenen Lieben und ehemalige Partner stammen so ziemlich aus allen Kulturen dieser Welt. Mensch ist Mensch, und meiner Meinung nach je farbenfroher und gemixter desto besser. Ich spreche Deutsch, Englisch, Russisch und Italienisch fließend, verstehe Spanisch, Französisch, Ukrainisch und kann Worte und Sätze in Iranisch, Türkisch, Arabisch…

Ich habe mir meine Freunde und meine Partner nicht nach dem Gehalt ihrer Eltern  oder der Größe ihrer eigenen Brieftasche ausgesucht. Und ich muss sagen auch nicht nach ihrem Gesellschaftsstand oder ihrer „Klasse“. So war ich sowohl mit einem absoluten Genie zusammen, der meherere Universitätabschlüsse hat und jetzt eine riesige Business Analytics Abteilung leitet und wahrscheinlich 100.000 Euro verdient, als auch mit einem Hauptschüler, der jetzt bestenfalls Chefkellner in einem italienischen Durchschnittsrestaurant ist. Meine große Liebe hatte Abitur und jobbte damals bei Media Markt. Die Familien meiner Männer hätten nicht unterschiedlicher sein können. Vom Alter her gab es ebenfalls von 5 Jahre jünger bis 5 Jahre älter usw., ich habe halt einfach stets auf den Menschen geachtet und nicht auf die Stats drumherum. Auch meine Freunde sind so ziemlich alles, was man sich so vorstellen kann…Architekten, Projektleiter, Unternehmensberater, Hausfrauen und Mütter, Lehrer, Unternehmer, Ärzte, Künstler, Sozialarbeiter, Studenten oder auch mal Hartz V Empfänger mit Einkommen von 20.000 bis über 100.000 Euro jährlich.

Ich bin ursprünglich Christlich Orthodox, meine Eltern arbeiten jedoch in einer Evangelischen Kirche, die Eltern von meinem Vater sind Katholisch, ich bin mit russischen Juden und Moslems aufgewachsen. Ich kenne Koscher und Halal, kann Sunniten, Schiiten, Aleviten unterscheiden und habe Freunde jeder dieser drei Glaubensrichtungen des Islams. Meine eigene Beziehung zu Religion ist recht frei und offen, ich glaube an Gott, an das Universum, an die Weisheit jeder der Religionen und gleichzeitig stehe ich organisierter Religion kritisch gegenüber. Buddhismus ist ziemlich cool, sicherlich eine Religion von der man sich einiges abgucken könnte.

Ich habe an einem konservativen Charlottenburger Gymnasium mein Abitur gemacht, aber die meinsten meiner Freunde gingen ab auf das OSZ. Ich habe lange Zeit in Moabit und Kreuzberg gelebt, mit Leuten vom Halleschen Tor abgehangen, habe wie eine Tussi geredet und mich angezogen, während ich mit 19 jedes Wochenende im Havanna feiern war.

Ich habe an einer privaten Universität Kommunikationsmanagement studiert, wo einige der Kids von deutschen und internationalen Internaten kamen. Sie haben mich ab und zu mal liebevoll Ghettokeule genannt, während meine Freunde mich auslachten, weil ich mir von meinen Kommilitonen („den Zugezogenen“) mehr und mehr den Stuttgarter Dialekt abguckte.

Anschließend folgte dann eine achtjährige Karriere in der Kreativbranche und im Marketing unterschiedlicher Agenturen und Firmen. In den 5 Agenturen hatte ich meist mit intellektuellen, kreativen und fähigen Leuten zu tun. Auf Kundenseite im Marketing kam es auf die Industrie an…in der Fashionindustrie eher mit hippen internationalen Kids, in der Yachtindustrie mit Kindern reicher Eltern oder mit produktiven britischen Mittelständlern, in der Hotelindustrie eher mit konservativen Angestellten. Ich habe in Deutschland und England gearbeitet und war auf Geschäftsreisen in USA, Montecarlo, Holland und in sämtlichen deutschen Städten und per Skype sicherlich in weiteren 10 Ländern.

Und nun zur Problemstellung:
Jedes Mal wenn ich in einer Beziehung oder einer Freundschaft bin, oder auch wenn ich neue Leute kennenlerne, bin ich ein verfluchtes Chamäleon! Ich nehme es mir nicht vor, ehrlich, sogar ganz im Gegenteil, aber es passiert einfach ganz automatisch, dass ich mir sogar unterbewusst das ganz bestimmte ICH (mit den relevanten Erfahrungen etc.) herauspicke, welches in der entsprechenden Situation am idealsten passt und ich färbe mich direkt mal in die Farbe dieses ICHs. Dabei blende ich den ganzen anderen doch recht vielfältigen „Mist“ aus, somit bin ich dann mit dieser bestimmten Person von dem Punkt an dieses eine ICH, anstatt dieses viel zu widerlich facettenreiche ICH zu sein, welches ich doch eigentlich bin.

Meist passiert das alles wenn ich mich einer Person überlegen fühle und verhindern will, dass ich sie/ihn mit dem ganzen Quatsch einschüchtere, so schalte ich 80% von dem Gedönst aus, wobei ich mich jedoch wie eine Heuchlerin fühle und es frühestens ein großes Problem gibt, wenn wir dann gemeinsam einer Person oder einer Gruppe begegnen, bei der ich mehr als nur 20% von mir benötige…CLAAAASHHHH

Andererseits kann es ebenfalls sein, dass ich mich einer Person unterlegen fühle oder einfach der Meinung bin, dass die Person aus einer gehobeneren Gesellschaft  kommt als ich und mit ein paar der Welten, die ich kenne nicht vertraut ist und vielleicht auch sein will. In so einem Fall schließe ich automatisch den Teil von mir ein, der ins Havanna ging und manchmal ausversehen ein leichtes „isch“ anstatt „ich“ sagt, und dessen Vater manchmal die Suppe schlürft weil sie doch angeblich so unerträglich heiß ist. Und übrig bleibt nur das gebildete ICH, welches die Welt gesehen hat und eine top Karriere hinlegt…

Und wenn es dann mal eine Person ist, die zwar ungefähr auf dem selben „Level“ zu sein scheint, jedoch keine Soziale Schizophrenie aufzuweisen scheint…dann reduziere ich mich prophylaktisch einfach mal auf ca. 40% von mir, einfach nur um nicht zu nerven und für ein Bisschen Simplicity zu sorgen. Wenn ihr diesen Beitrag bis hierher gelesen habt, versteht ihr warum…es nervt einfach und kommt beschissen arrogant rüber, wenn man doch ach so vielfältig ist oder so rüberkommt, als wäre man es gern (wobei man es doch – KEIN SCHEISS – aufgrund von seinem crazy Leben einfach mal wirklich ist).

Ihr wollt euch gar nicht meine Geburtstage vorstellen…ich habe mich schon mein Leben lang gefragt, wie es bitte geht, dass Menschen Cliquen haben, in denen alle Leute einfach mal gleich drauf sind? Symbiose und so…<3 von wegen.

Und die Lösung?
Okay, vielleicht ist es ja tatsächlich eine Art Sozialer Schizophrenie, oder so? Macht ihr das auch so? Ist es normal, sich zu verstellen und zu reduzieren und ein fucking Chamäleon zu sein? Wenn nein, was wäre dann die Alternative, bittesehr? Was wäre denn, wenn ich selbst nicht wüsste wer oder was ich bin…ich kann nämlich alles sein…ICH BIN ALLES?! Und wenn ich selbst nicht weiß, wer ich bin, wie finde ich dann einen Partner, der zu mir passt, bei dem ich ICH SELBST sein kann, dieses „Ich selbst“, welches es doch gar nicht wirklich gibt…?

Ich glaube dieses doch recht komplexe Problem lässt sich so einfach nicht lösen, aber zumindest war der Artikel doch ganz hilfreich zur Reflektion des Problems. Wahrscheinlich werde ich ab heute aufhören mich selbst dafür zu verurteilen, dass ich einen auf Chamäleon mache, denn es scheint so, als ob ich tatsächlich ein Chamäleon bin. Wieso dann nicht einfach zu allen meinen Farben stehen. Wem es zu bunt wird, der kann gehen. Oder, was sagt ihr?

 

 

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World, go fuck yourself.

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Fick dich Welt! Fickt euch alle! Fick Konventionen, fick Regeln, fick „normal“, fick „Gesellschaft“!

„Gesellschaft“ – was ist das überhaupt? Ein Haufen Spackos, die alle (mit ein paar Ausnahmen Gott sei Dank) versuchen möglichst gleich auszusehen, sich gleich zu verhalten und die gleichen unausgesprochenen und ausgesprochenen und aufgeschriebenen Gesetze zu befolgen, um alles auf dieser Welt möglichst langweilig und gleichförmig zu gestalten.

Hier kommt „my confession“ aka „the hot shit, the crazy shit, the ugly shit“. Zerreisst euch die Mäuler, kauft euch einen Lolly, ich scheiße auf alles…

Ich bin 33 Jahre alt (cooles Alter, nicht?) und ich habe meinen beschissenen 2.700 Nettoeinkommen-Lukrative-Agentur-Büro-Senior-Position-Job geschmissen und habe angefangen inmitten 20-Jähriger Schauspiel zu studieren. Zudem habe ich mich in einen 17 Jährigen verliebt und mache Liebe mit ihm. Jap, wir haben Sex, heißen, leidenschaftlichen verdammt guten, liebevollen Sex. True Story. Und ja, es ist legal, verdammt. JETZT kauf dir davon einen Lolly, renn schnell los.

Es ist lustig wie unsere Welt funktioniert. Alle Ameisen spielen verrückt und können es einfach nicht akzeptieren, dass ich so etwas tatsächlich gewagt habe. Wie heftig, wie furchtbar, wie unmöglich. Hey, aber wenn jemand einem erzählt, dass er gestern Ketamin, Koks und MDMA geschmissen hat, dann ist keiner geschockt. Denn das widerum ist absolut normal in unserer Gesellschaft. Unsere feine Gesellschaft…ich bin so stolz Teil dieser Gesellschaft zu sein. Bravo, wir sind kurz vor dem Abgrund. Nur eine Arche haben wir nicht…vielleicht lediglich Putin oder Trump oder beider oder so. Abramowitsch vllt.?

Hate bei Seite meine Lieben. Natürlich geht dieses ganze Dampf ablassen nicht gegen euch meinen lieben Leser. Ich musste einfach ausrassten und euch erzählen, was ich mal wieder geschafft habe anzurichten. Ich schaffe es einfach beim besten Willen nicht der Norm zu entsprechen, dabei dachte ich immer ich sei konservativ…

Seit drei Monaten studiere ich nun Schauspiel und ich muss sagen es verändert mich so sehr. Es nimmt mir meine Verklemmtheit, es nimmt mir meine Vorurteile, es frisst mich auf und ich fühle mich mehr und mehr neugeboren. Je länger ich es mache und desto mehr ich lerne, desto mehr habe ich (so kitschig und abgedroschen es auch klingen mag) das Gefühl, dass ich GAR NICHTS WEISS. Es ist eine Welt voller Phantasie und Liebe und Nähe zum Menschen, es ist eine Welt die ganz anders ist, die ihre außenstehenden Zuschauer buchstäblich dazu einlädt zu verurteilen, denn was wäre Kunst ohne den Faktor die Menschen zu begeistern, aufzuwühlen, zu schocken, zu PACKEN?

Je länger ich es mache, desto weniger passe ich in die Gesellschaft, desto verrückter werde ich – JA, noch verrückter als ich vorher schon war und das soll schon etwas heißen! Und damit muss man erstmal klarkommen… Ich will alles tun, um damit klarzukommen, ich will die Stärke in mir finden, damit klarzukommen, wie andere Menschen damit klarkommen, weil sie damit klar kommen müssen, z.B. Menschen, die „anders“ auf diese Welt gekommen sind und dafür von der langweiligen „normalen“ Gesellschaft verurteilt oder auch nur schief angeguckt werden. Genau diese Menschen will ich von nun an feiern! Ich will sie feiern, weil sie den Mut haben, anders zu sein, weil sie große Eier haben anders zu sein, inmitten all der Barbies und all der Wichser in Hemdchen und Anzügchen.

Fick dich Norm! Wacht auf, Leute, seid wer ihr seid, ich weiß, dass ihr wohl kaum diese graue Masse sein wollt, es ist nur einfacher, es ist mit weniger Hindernissen, mit weniger Konfrontation verbunden. Man will sich ja nicht unnötig selbst Steine in den Weg legen, nicht wahr? Lieber schön grinsen und im Büro die Fresse halten.

Ich werde es mir zur Mission machen, so viele von euch wie möglich aus den Zellen zu befreien, in die ihr euch selbst eingesperrt habt, ich verspreche es euch. So wie ich mich selbst gerade in diesem Moment versuche zu befreien… Es ist nicht einfach, es nicht bequem, it sucks man, it really does. It sucks so much that you want to throw up. Everyone is watching you, everyone is thinking something (fuck knows what they are thinking), everyone is shocked… shocked to see that you are not trapped anymore but that you are actually nearly having fun there in the midst of life. They are super surprised to see you enjoying yourself and doing things that are not logical, not „normal“ (What the hell is NORMAL, people, what is normal? Please do tell me if you shall have the answer!), things that aren’t right according to some motherfuckers who once wrote rules down…

Now ask yourself: Who will profit from you hiding yourself, from you not being the real you, who will be happy seeing you suffer, seeing you neglecting your soul, your heart, your thoughts, your very personal beliefs? WHO?

In the end you are the one to suffer. And they all just pass by and have forgotten about you within seconds no matter what awkward thing you did or how much you shocked them. Everyone just cares about themselves in the very end, so why not just being YOU with all your akward flaws, with all your embarrasing behaviours and what ever the hell you want or have to offer the world.

So why not just quit that well paid job with beautiful business cards and study acting with 33 years old and adore every single day of your new life – whilst other people have babies and houses and debt and think that they have made it. Or why not just love and make love to a 17 year old beautiful, talented, amazing actor, whos thoughts are million times more interesting than those of some 30 year olds – whilst other people have given up on real love and passion and just hang in their boring lives being scared to lose their „security“ (there isn’t any guarantee for anything in life, baby, and you know it as much as I do)…

Be brave people. Brave to do what ever the FUCK you want in life. Create some exciting stories for your grand children to tell when you lay there and know it’s about to be over. Don’t you want them to think „Damn, grand dad/mother was a badass“?!

Es lebe das Leben! Peace out.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Er und sie.

Er betrat das Apartment und schaute sich sofort wild um. Wo war sie bloß? Er konnte sie weder sehen noch hören. Jedes Mal wenn er von der Arbeit kam, durstete es ihn ihn, danach mit ihr zu sprechen, zu lachen, sie einfach anzusehen. Fast jedes einzelne Mal bekam er sie auch tatsächlich zu Gesicht, und das sofort nachdem er die Tür aufmachte. Schon während er seinen Schlüssel im Schlüsselloch drehte, rief er ihren Namen, eigentlich ihren Spitznamen, seinen persönlichen Spitznamen für sie. Nur er nannte sie so.

Und immer war sie sofort da als er ihren Namen rief. Mal schaute sie hinter einem Türrahmen hervor, mal stürmte sie aus dem Schlafzimmer heraus, oder drehte sich um während sie Karotten schnippelte. Jedes Mal war ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht wenn sich ihre Blicke trafen. Ein wunderschönes Lächeln. Fast schon zauberhaft oder magisch.

Was er an ihr fand, das wusste er nicht so recht… Sie war anders, irgendwie verstörend anders, täglich zog sie ihn mühelos in ihren Wahn. Sie war übernatürlich optimistisch und teilweise nahezu euphorisch über die kleinsten Dinge. Ihre Lebensfreude und Leidenschaft war wie eine Epidemie.

Immer wenn sie vor ihm stand, schien sie glücklich zu sein, oder zu werden. Er wusste nicht so recht, ob er der Grund für ihre immerwährend gute Laune war, doch er konnte sich auf ihre leuchtende Laune immer verlassen. Es sei denn, er war da.

Wenn er da war, konnte man sich auf absolut nichts mehr verlassen. Dann passierte es auch schonmal, dass sie bitterlich weinte, oder stumm und verlassen in der Ecke saß und leblos die Wand anstarrte. Alles hatte doch so gut mit ihnen angefangen…

Noch nie hatte er eine Frau einen Mann so verehren sehen, so sehr lieben, sich um ihn dermaßen aufopferungsvoll kümmern. Diese Selbstlosigkeit, die sie ihm entgegenbrachte, bereit alle seine skurrilen Wünsche zu erfüllen, war fast schon pervers. Und der Vollidiot schätzte diese wundervolle Frau nicht. Wie konnte er nicht sehen, was für ein Goldstück er dort vor sich hatte, mit aller Liebe in seine Richtung gewandt, einem offenen Herzen, stets mit warmem Essen auf dem Tisch. Die Art wie sie ihn bemutterte war altmodisch und zu viel, und doch wünschte er sich selbst nichts sehnlicher als ebenfalls so viel kostbare Aufmerksamkeit von einer Frau zu bekommen. Wenn er bloß könnte, dann von eben dieser Frau. Diese Wärme war genau das war er brauchte, das wonach er schon immer vergeblich gesucht hatte. Doch die Wärme galt nicht ihm, sondern ihm allein.

Er selbst kam sich vor wie ein unsichtbarer Beobachter, der versuchte so gut wie möglich sein eigenes Leben zu meistern, während er tagein tagaus unmündig und hilflos zuschauen musste, wie diese beiden Menschen dort ihre sogenannte Liebe lebten.

Auch er wollte Liebe, doch nicht so, und nicht um jeden Preis. Sie liebten und vergötterten sich, na ja, sie liebte ihn definitiv mehr als er sie… Und dann stritten sie und alles schien verloren, bis er sie in ihr Schlafzimmer zerrte und sie ein paar Stunden später mit gesenktem Blick, doch lächelnd wieder herauskam. Er selbst war wie ihr Kind, das unter dem Streit und Frust zwischen der Eltern litt und plötzlich mit schlechten Noten nach Hause kam. Nur dass er kein Schüler war, sondern verantwortlich für dreizehn Mitarbeiter in einer angesehenen Firma. Und doch war er nur ein kleiner Junge, der sich nichts sehnlicher wünschte, als das Mädchen seiner Träume aus den Klauen seines Rivalen zu befreien. Aus den Klauen seines Bruders. Seines drei Jahre älteren Bruders. Seines einzigen Bruders.

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General, Personal Challenges

Meine Bestimmung.

Get the feeling: So Far Away by Martin Garrix & David Guetta 

Hallo. Lange ist er her seit ich euch mit meinen ständig wechselnden Gedanken und Theorien belästigt habe, doch keine Sorge, es wird sehr viel von mir kommen in der nächsten Zeit, mehr als ihr wahrscheinlich Lust habt zu lesen, meine liebsten Leser.

Ich habe beschlossen einfach zu schreiben, zu schreiben bis ich endlich anfange daran zu glauben, dass ich schreiben kann, dass ich jemals ein ganzes Buch schreiben kann. Es wird Zeit meine Angst vor dem Schreiben zu verlieren, meine Angst vor dem seelischen Entblößen, vor der Verletzlichkeit, die mit dem Schreiben einhergeht.

Nichts will ich mehr, als etwas in dieser Welt zu bewegen, etwas zu dieser Welt beizutragen. Je länger ich im Büro arbeite, desto mehr wird mir klar, dass ich zwar sicherlich das Leben meiner Kunden bereichere und mit meiner positiven Energie,  Lebensfreude und Leidenschaft ihre tägliche Arbeit aufwerte, dennoch ist es irgendwie nicht wie es sein sollte, wenn ich in der Marketingberatung arbeite mit der Mission Menschen mit Lebensenergie zu erfüllen anstelle von dem Marketing selbst begeistert zu sein. Ich kann es verstecken so viel ich will, ich kann mich drehen und wenden, aber verdammter Mist, ich bin nun mal ein Künstler und kein Büromensch. Always been, always will be. Es tut mir leid, Wirtschaft, aber ich scheiß auf dich.

Ich will etwas bewegen in dieser Welt, etwas hinterlassen. Und dabei muss ich mich auf etwas verlassen, das ich kann, das mir von Gott gegeben wurde.

Und mittlerweile weiß ich was ich am Besten kann im Leben: Ich habe die Gabe meine Mitmenschen zu inspirieren, ein Feuer in ihnen zu entfachen, ihnen Hoffnung zu geben, in ihnen Glauben zu kreieren. Täglich mache ich genau das mit meinen Freunden und Menschen die mir im Leben begegnen, doch dort draußen gibt es Millionen anderer Menschen die Liebe und Inspiration brauchen.

Ich habe immer gedacht, dass es keinen Sinn macht ein Buch zu schreiben, weil ich vielleicht nicht in der Lage sein werde ein Tolstoi zu sein, weil ich nicht mithalten können werde mit allen diesen brillanten Schriftstellern dieser Welt und nicht zuletzt auch weil man sich meist nicht ernähren kann vom Schreiben. So schnell wird mir als „Wanna-Be-Schriftstellerin“ kein Mensch 60.000 Euro jährlich zahlen, dafür dass ich hier rumsitze und heulend meine Schreibblockaden bekämpfe…

Und dennoch gehen mir langsam die Ausreden aus…denn so viel Angst ich vor dem Karussell der Gefühle beim Schreiben auch haben mag, noch viel mehr lehnt sich jede Zelle meines Körpers dagegen auf Teil der freien Wirtschaft zu sein und zu existieren ohne etwas zu dieser Welt beizutragen, täglich einfach nur über Return of Investment nachzudenken. Jeder Tag im Marketing kommt mir einfach nur verschwendet vor, als säße ich in einem hübschen Käfig. Und wie sehr ich mich auch belügen mag, dass ich in der kreativen Industrie tätig bin und Marken erschaffe, die Konsumenten was geben…das ist alles ein kommerzielles Konstrukt gefüllt mit im besten Fall Luft und wahrscheinlich eher mit Scheiße. Es geht um die Absicht. Und wenn die Absicht ist zu verkaufen, dann kann die Tätigkeit selbst aus meiner Perspektive nicht sinn-stiftend sein. Klar müssen wir alle überleben und unsere Mieten zahlen, und sehr gerne nehme ich eine großzügige Bezahlung entgegen für großartige Arbeit, die ich leiste. Dennoch kann kein wundervolles einzigartiges Werk erschaffen werden einfach nur aus der blanken Absicht heraus damit Kohle zu verdienen. So werde ich einfach schreiben mit der Mission Menschen etwas zu geben und diese Welt zu verändern und mein eigenes Herz dabei zu wärmen, jede Sekunde in der ich diese Kunst betreibe. Und alles andere wird von selbst kommen, da bin ich mir sicher. Fuck 60.000 Euro, fuck it all. Das was mir das Schreiben gibt, kann mir kein Geld der Welt geben.

Doch nicht vor der Armut als Schriftstellerin habe ich am meisten Angst, meine größte Angst ist dieses Gefühl sich nackt zu fühlen, nach dem man sich vor der ganzen Welt seelisch entblößt hat, dieses Gefühl, dass man dort komplett verletzlich steht und alle einen angucken und über einen urteilen. Dieses Gefühl löst in mir die blanke Panik aus, und Scham, und Ekel. Und noch beunruhigender ist dieses Gefühl, dass man beim Schreiben so viel fühlt, dass man es kaum ertragen kann und nach gar nicht so langer Zeit einfach dankbar ist Excel zu öffnen und stumpf zahlen in die Kästchen zu tippen um sich und seine extremen Gefühle zu verdrängen und sich zu vergessen. Man fragt sich, wie lange man es durchhalten kann, sich ständig zu öffnen und so viel zu fühlen…doch will man stattdessen nichts fühlen?

Ich glaube bisher habe ich alle meine Ängste im Hinblick auf das Schreiben nie überwinden können, weil ich selbst nicht Motivation genug war. Doch wenn es andere Menschen sind für die ich das alles auf mich nehme, dann ist alles auf ein Mal ganz anders.

Heute beschließe ich hiermit Schriftstellerin zu sein. Ich werde schreiben. Schreiben schreiben schreiben. Ich werde endlich die Künstlerin sein, die ich von Geburt an bin. Ich werde Musik hören, singen, tanzen, Theater spielen, reisen und Menschen zuhören. Ich werde alles in mir aufsaugen und daraus meine kreative Kraft für das Schreiben schöpfen. Ich werde mich nicht damit aufhalten, dass ich keinen perfekten Plot habe, oder dass ich nicht genug der Literaturklassiker gelesen habe, oder dass ich vielleicht nicht gut genug schreibe. Ich werde schreiben. Es fühlt sich richtig an, alle Pfeile des Universums weisen in diese Richtung.

Lasst uns ein Leben leben, das wert ist gelebt zu werden.

 

 

 

 

 

 

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Love, Personal Challenges, Relationship

Drei Minuten…

Ich schrieb ‚Hi‘ und fragte was er so mache. Er antwortete ‚Hi babes‘ und teilte mir mit, dass er auf der Weihnachtsfeier seiner Arbeit sei. Schicksalshafter Weise in einem Pub exakt DREI Fußweg Minuten von meinem Standort (meinem Zuhause!) entfernt. Es stand nicht zur Debatte ob wir uns sehen, es wurde bereits für uns entschieden. Fast DREI lange Jahre hatten wir uns nicht gesehen, und nun standen wir uns auf dem nächtlichen Weg direkt an der Themse gegenüber. Verändert hatte sich nicht viel…außer dass Hass und Verbitterung verflogen waren. In unserer gemeinsamen Vergangenheit von bald acht Jahren gab es nur DREI Tage an denen wir uns sahen, jedoch nicht küssten; der Tag an dem wir uns in Thailand auf Koh Phi Phi das letzte Mal sahen und er im Wasser vor mir weggerannt ist, der Tag an dem ich vor fast drei Jahren sein Zuhause verließ nachdem er mit mir Schluß gemacht hatte und am gestrigen Abend. Vom ersten Tag an sind wir wir gewesen, und wir waren nur wir, wenn wir so nahe wie möglich bei einander waren, eng umschlungen. So nah und doch so fern zu sein fühlte sich an, als würden wir gegen die Gesetze der Natur verstoßen, als würden wir das Universum verpöhnen. Das Treffen dauerte nicht lang, ganz plötzlich rannte ‚Cinderella‘ davon, um den letzten Zug zu bekommen, vorher noch schnell die Einladung in den Raum werfend ‚Come with me‘. Im Endeffekt tat er alles, um es bei nur zwei Tagen ohne Kuss zu belassen – er fragte, ob wir bei mir zu Hause bleiben könnten (was ich verneinte), er lud mich ein mitzukommen (was ich ihm abschlug) und er versuchte mit beim Abschied vergeblich zu küssen (ich drehte meinen Kopf instinktiv schon vorher weg).

Jetzt ist er wieder aus meinem Leben verschwunden. Mein Wunsch gemeinsam die Themse zu sehen ist nun endlich in Erfüllung gegangen. Und als wir auf dem Weg zur Bar an meiner Wohnung vorbeigelaufen sind, mussten wir kurz hinein, um mein Aufladekabel mitzunehmen, was dazu führte, dass er meine Wohnung gesehen hat. Eine Minute lang war er Teil meiner Welt; er sah mein Schlafzimmer, mein Wohnzimmer und meine Terrasse an der Themse. Wenn ich hinausblicke, sehe ich ihn vor meinem inneren Auge immer noch dort draußen stehen.

Auch wenn ich mir von unserem Widersehen zahlreiche Antworten erwartet hatte, bleibt nur eine einzige Wahrheit zurück: Solange einer von uns vergeben ist (in diesem Fall ich), haben wir nichts bei einander verloren, egal was wir vielleicht noch fühlen, egal wonach wir uns vielleicht noch sehnen, egal wie anziehend wir uns vielleicht noch finden und ganz egal was jemals zwischen uns war und potentiell wieder sein könnte. Die Magie die zwischen uns war kann nur inmitten absoluter Freiheit wiedergeboren werden, wenn wir uns gemeinsam gleichermaßen von der Klippe der Sicherheit stürzen, wenn wir uns berühren und den Moment voll auskosten ohne jegliche Garantie für den nachfolgenden Tag oder die kommenden Jahre zu beanspruchen. Wir müssen bereit sein für den Augenblick der größten Freude anschließend wieder alles zu verlieren…

These violent delights have violent ends. And in their triumph die, like fire and powder, which, as they kiss, consume.

Ob wir uns jemals wieder berühren werden steht in den Sternen, in Lichtjahre entfernten Galaxien. Der Plan, den das Universum mit mir vorhat ist mir vorerst verborgen. Solange ich nicht ganz genau weiß, welcher Weg zu ‚bis dass der Tod uns scheidet‘ führt, weiche ich lieber nicht von meinem jetzigen Weg ab. Ich werde den Menschen, den ich JETZT liebe, aus vollem Herzen lieben und schauen, wohin uns das führt.

The sweetest honey is loathsome in his own deliciousness and in the taste confounds the appetite. Therefore love moderately. Long love doth so. Too swift arrives as tardy as too slow.

Weise Worte…wobei ‚love moderately‘, das ist doch ein Widerspruch in sich?

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„Liebe des Lebens“ 2010 – 2017 (Fakten, keine Interpretationen) — Part 2

Get the feeling: If I Ever Feel Better – Phoenix

Februar 2010

8 — Ein paar Wochen später hatte ich noch immer nicht aufgehört an J zu denken. Verzweifelt versuchte ich mit Hilfe meines Marketingwissens verrückte Eroberungspläne auszuhecken. Ich hatte gar keine Lust in Australien zu bleiben, es war unerträglich und kann mir absolut sinnlos vor, ich überlegte wann ich wohl frühstens zurückkönnte ohne wie ein Vollidiot dazustehen. Ich hatte mich immer noch getraut J auf Facebook als Freund hinzuzufügen, bisher hatte ich lediglich seine unendlichen zügellosen Fotos angeschaut und bin auch auf verliebte Pärchenschnappschüsse mit „Quadrat“ gestoßen, er hatte ihr sogar ein eigenes kleines Fotoalbum gewidmet. Es schien nicht all zu lange her gewesen zu sein. Wir waren beide wohl erst kurzfristig single. Irgendwann kam ich nicht mehr drumherum mit meinen zahlreichen Hostelmitbewohnern zu sprechen, vor allem in der Küche beim gemeinsamen Kochen konnte ich ihnen nicht entfliehen. Ein paar Franzosen sprachen mich an, wir kochten gemeinsam, aßen gemeinsam, gingen Party machen und wurden Freunde. Einer von ihnen hieß Ben, halber Franzose und halber Italiener, ich sprach Italienisch mit ihm und er verfiel mir von Anfang an völlig. Nach J war mir alles egal, im Vergleich zu J war Ben ein Witz, ein Witz mit einem sehr guten Herzen. Er war der Einzige in dem Hostel, der mir nicht egal war und ich konnte ihm vertrauen. Er war mittelmäßig hübsch, mittelgroß, unerfahren, hatte funkelnde Augen und rauchte viel zu viel.

9 — Plötzlich stellte es sich heraus, dass Ben und sein bester Kumpel vor hatten schon in ein paar Tagen mit einem 55-jährigen Mann aus Alaska runter nach Melbourne zu fahren, dieser wollte auf dem Weg seinen Sohn in Sydney einsammeln. Ich brauchte nicht lange nachzudenken und sagte, dass ich dabei sei. Der Weg war ein klasse Abenteuer, auf dem Ben und ich immer mehr Zeit mit einander verbrachten in Autos, in Zelten, am Lagerfeuer, an verlassenen Stränden. Ich hatte ein wenig Angst vor unserem seltsamen Freund aus Alaska und rückte immer näher an Ben, um bei ihm Schutz zu suchen. Irgendwann rückte ich nah genug ran, um zu spüren, dass in einem signifikanten Punkt er J doch das Wasser reichen konnte. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Jedes Mal als ich es mir nicht entgehen ließ waren meine Gedanken bei J.

10 — Als wir in Sydney ankamen war er in mich verliebt und ich endlich bereit J auf Facebook hinzuzufügen. Ben kannte die ganze Gesichte, natürlich konnte ich sogar bei ihm nicht aufhören davon zu reden, was ihn wohl ziemlich fertiggemacht haben musste. Ich ging ins Internetcafé und fügte ihn hinzu. Ich schrieb ihm eine ellenlange Nachricht, in der ich ihm ohne jeglichen Filter mitteilte wie ich mich gefühlt hatte, als er mich am Ende wie Luft behandelt hatte. Ich erwähnte den Brief und fragte ihn ob er ihn überhaupt gelesen habe. Er meinte, er würde meine Freundschaftsanfrage akzeptieren, aber ich solle nicht die Urlaubsfotos kommentieren, weil ein paar seiner Freunde wohl hofften, dass was in Thailand geschah auch in Thailand bliebe. Er meinte ebenfalls, dass ich „besessen“ sei — irgendwo hatte er damit wohl auch Recht. Ich fühlte mich erniedrigt und war verletzt und beschloss ihn erstmal in Ruhe zu lassen. Wie konnte ich ihm dermaßen hinterherrennen? Hatte ich gar keinen Stolz? War ich wahnsinnig geworden?

März 2010

11 — So schrieb ich J erstmal nicht mehr und konzentrierte mich auf meine Abenteuer und Ben. Nach ein paar Monaten zusammen schien es mir, dass nun Ben mehr und mehr besessen wurde, und zwar von mir! Wir lebten gemeinsam in Melbourne, wir kochten gemeinsam, kauften gemeinsam ein, schliefen mit einander und neben einander, wir schrieben uns Briefe, in den seinen versuchte mir zu erklären, dass wir zusammen gehören und in den meinen erklärte ich, warum ich mich auf keine Beziehung mit ihm einlassen konnte. Auch vor anderen Leuten und gemeinsamen Freunden weigerte ich mich stets ihn meinen „Freund“ zu nennen. Er wusste, dass mein Herz J gehörte und dieser Gedanke trieb ihn in den Wahnsinn. Ich liebte sein gutes Herz, aber hatte keinen Respekt vor ihm, seiner kindlichen unerfahrenen willkürlichen Art und seinem dramatischen Benehmen. Als irgendein Typ im Hostel sich eines Abends an mich ranmachte und versuchte mich zu küssen, verließ er fluchtartig den Gemeinschaftsraum. Als ich das Zimmer betrat schlief er schon, ich kletterte auf mein Hochbett und musste voller Entsetzen feststellen, dass auf meinem Kissen ein mit roter Tinte verfasster Brief befand und auf dem Brief ein riesiges Messer lag…im Brief beschrieb er, dass er so nicht mehr Leben wolle und dass er es nicht länger erträgt von mir dermaßen gequält zu werden. Soviel zum Thema Besessenheit…

12 — In der Nacht mit „Messer-Geschichte“ schlief ich in einem anderen Hostelzimmer bei Freunden. Am nächsten Tag stritten wir uns wie Wahnsinnige und ich meinte, dass das Ganze nun ein Ende haben müsse. Am Ende schluchzten wir beide, er entschuldigte sich und schwor, dass es nicht seine Absicht gewesen war, mir eine solche Angst einzujagen. Schlussendlich schlossen wir Frieden. Jedoch wusste von diesem Moment an, dass ich aufhören musste mit seinen Gefühlen zu spielen und ihn auszunutzen. Irgendwo hatte ich auch Gefühle für ihn, jedoch wusste ich ganz genau, dass er im „echten Leben“ niemals eine Chance bei mir gehabt hätte. Im Endeffekt flogen wir gemeinsam nach Perth, distanzierten uns jedoch mehr und mehr von einander. In der Zwischenzeit sprach ich ab und zu mit J. Versuchte dabei immer cool zu sein und keine Gefühle mehr zu zeigen. Nun fing er langsam an sich zu öffnen. Dennoch fühlte ich mich jedes Mal wenn ich mit ihm sprach nicht seiner würdig, ich betrachtete ihn als etwas Göttliches und schämte mich für mein nicht all zu brillantes Englisch. Heimlich hoffte ich darauf, dass ich vielleicht über London zurückfliegen könnte.

April 2010

13 — In Perth lernte ich interessanten Menschen kennen, mit denen ich ein sorgenfreies Leben genoss. Dennoch wurde mir mehr und mehr klar, dass dieses Hostelleben nichts für mich ist; ständig in ärmlichen Verhältnissen zu leben ohne jegliche Privatsphäre und dafür extrem viel zu bezahlen, sich für Jobs bewerben, die nichts mit dem was ich studiert habe zutun haben und mich in meiner Entwicklung nicht weiterbringen werden. Ben und ich verbrachten immer noch ab und an Zeit mit einander, auch wenn er mittlerweile in ein anderes Hostel gezogen war. Dieses „magische“ Gefühl, das J bei mir ausgelöst hatte, blieb jedoch weiterhin aus. Eines Abends beobachteten wir im Dunkeln zwei Delphine. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und verstand, dass ich ihm unendlich dankbar dafür war, dass er für mich in dieser schweren Zeit dagewesen war und dafür, dass er etwas Besonderes in mir gesehen hatte. Ich verstand ebenfalls, dass es mir unendlich leid tat, mit seinen Gefühlen gespielt zu haben und ihn „ausgenutzt“ zu haben in der verzweifelten Sehnsucht nach J. Kurz darauf log ich J an, dass ich Australien nun verlassen und über London zurückfliegen würde. Daraufhin hörte ich nichts von ihm…er hatte meine Nachricht nicht gelesen. So buchte ich meinen Flug über Singapur und verabschiedete mich unter einem Meer von Tränen von Ben.

 

 

 

 

 

 

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