Als ich gestern in meiner kleinen süssen Fulham-WG-Küche zusammen mit meinem mittlerweile kumpelartigen Tinderdate unbeschwert Lachs zubereitete, waren wir parallel auf der Suche nach einem Musikkompromiss; er steht auf Elvis und Abercrombie-House, so war ihm meine ehrlich-kommerzielle aber durchaus höchst herzerwärmende Spotify-Playlist irgendwie nicht „sophisticated enough“…oh boy! So schaute ich SoundCloud und anschließend auch meine lange Zeit aus gutem Grund unangehörte Youtube Playlist durch, um dort vielleicht etwas zufriedenstellendes aufzuspüren. Dies endete böse.
Plötzlich fiel mir auf, dass ich „literally“ fast jeden einzelnen Song von IHM geschickt bekommen habe. Wenn ich von „IHM“ spreche, dann meine ich nicht meinen Ex. Ich hoffe es leuchtet euch ein.
So klickte ich mich durch Songs wie „Another love“ und verfiel mehr und mehr in alte Erinnerungen. Dies ging so weit, dass ich meinem „Date“ sogar Fotos auf meinem iPhone und aus meinen WhatsApp Unterhaltungen zeigte, unter anderem aus der mit IHM. Früher hätte ich auch noch hunderte Fotos aus der sogenannten „Best Friends“ WhatsApp-Gruppe, die er vor einiger Zeit für uns erschaffen hatte, aus dem Ärmel schütteln können. Jedoch habe ich diese schweren Herzens von ein paar Wochen gelöscht. Wir „genossen“ hunderte Fotos von mir und dem Menschen, der mir in dem letzten halben Jahr am nächsten stand; wir beide auf zahlreichen Hauspartys, beim gemeinsamen Kochen, Chillen im Park, Kuscheln mit Freundeskindern, beim lustigen Posen und Herumalbern, mit Joint in der Hand und unendlich viel mehr! Mein Tinderdate stellte nüchtern fest „You definitely would have fucked him“ ― viel mehr als das, you have no idea…
Nun sitze ich mit einem leisen Schmerz in meinem Herzen an meinem Arbeitscomputer und meine Finger kribbeln ― ich möchte mich bei ihm melden, ihn irgendwie zurück in mein Leben holen. Ich befinde mich in einem Anfall von Sehnsucht. Ich brauche diesen Menschen komme was wolle in meiner Nähe, habe ihn jedoch seit Anfang Juni nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Er hatte ― kurz nachdem er mir geholfen hatte eine Wohnung zu finden und meine Sachen für mich in die neue Wohnung zu bringen ― einfach den Kontakt zu mir abgebrochen. Er ignorierte mich eine lange Zeit und sagte mir dann irgendwann auf mein Flehen hin, die Sache aufzuklären, dass es angeblich keine richtige Freundschaft gewesen sei, dass wir lediglich Freunde waren, weil wir zwangsläufig in einem Haushalt lebten und dass er es sehr aufwendig findet, die Freundschaft mit mir auf Distanz zu erhalten. Ausserdem teilte er mir mit, dass er in unserer Freundschaft unfassbar viele Extrameilen gegangen sei und dass ich es seiner Meinung nach nicht geschätzt habe, sondern ihn mehr und mehr mit meinen Problemen belastet habe ohne auf seine Situation (BRO CODE technisch?) Rücksicht zu nehmen. Parallel löschte er mich auf Facebook und Instagram. Ich wünschte ich könnte das alles rückgängig machen, doch ich befürchte, dass ich ihn verloren habe und zwar für immer.
So sitze ich also da und spüre dieses Jucken in meinen Fingerspitzen während ich mir eines der Songs anhöre, die er mir schickte mit den immer wiederkehrenden Worten „Svet, you gonna love it“:
Vollends im Bann der wundervollen Stimme der Leadsängerin öffne ich mein E-Mail-Programm, klicke auf „New email“, schmeisse den Youtube Link in die weisse Leere hinein und und fange an zu tippen. Es gibt nicht viel zu sagen. Nur drei Worte:
I miss you.